Die Brüder Löwenherz

Schweden/Dänemark 1977 (Bröderna Lejonhjärta) Regie: Olle Hellbom, 101 Min.

"Die Brüder Löwenherz" ist eine liebevolle Kindergeschichte um den Tod und kleinere Abschiede. Astrid Lindgrens nannt ihren Roman das Trostbuch.Krümel Löwe hat nicht mehr lange zu leben. Sein großer Bruder Jonathan tröstet ihn mit Erzählungen vom Land Nangijala über die Schmerzen der grauen (s/w-Film) Realität. Nach dem Tode werden sie sich dort im Kirschblütental wiedersehen. Aber es kommt anders: Jonathan stirbt schon beim Sprung, mit dem er Krümel aus dem brennenden Haus rettet.

Nach einer sehr traurigen Zeit erfüllen sich Jonathans Versprechungen. In einem mittelalterlichen Traumland, in Farbe und gestaltet wie eine naive Malerei, leben sie mit vielen Freunden zusammen. Krümel kann reiten, schwimmen und ist nicht mehr krank. Die Brüder heißen jetzt Löwenherz und um ihren Mut zu messen, droht schon Gefahr aus dem benachbarten Dornrosental (wohl eine Wortschöpfung der Synchronisation, deutlich sichtbar und deutsch sind Heckenrosen).

Die nette liebliche Traumwelt wird bedroht von dunkler Tyrannei, deren Terror wie in Märchenform verhüllte Bilder deutscher Kriege und Besatzungen wirkt. Der Eindruck täuscht nicht, denn Astrid Lindgren schrieb den Roman nach der desillusionierende Lektüre der Memoiren des Ausschwitz-Kommandanten Rudolf Höß.

Die Inszenierung bleibt immer kindgerecht, aber filmisch leider hausbacken. Die wenigen beeindruckenden Bilder werden von einigen handwerklichen Desorientierungen aufgewogen. Auffallend ist, daß die Dialoge oft mit dem Buchtext identisch sind. Dahinter steckt die sorgsame Hand Astrid Lindgrens, die fast alle Drehbücher zu ihren Verfilmungen schrieb. Auch die Zusammenarbeit mit Olle Hellbom ist Standard. Er realisierte 21 Lindgren-Filme. Ebenfalls interessant die häufigen Symbole und filmischen Zeichen für Gewalt und Frieden. Sicherlich ein Verdienst des Szenenschreibers Stefan van Oyten. Trotz fehlender Dynamik und einigem dramaturgischen Leerlauf, den auch Kinder sofort bemerken ('Ich muß mal'), machen die Motive Astrid Lindgrens "Die Brüder Löwenherz" sehenswert. Am Ende gewinnt auch die moralische Tiefe wieder Raum gegenüber der Aktion: Jonathan ist tödlich verletzt. Die Angst Krümels vor der Einsamkeit kann nur durch den Sprung in ein weiteres Traumland, überwunden werden. Das s/w-Bild eines Grabsteins läßt offen, ob es Nangijala und Nangilima gibt.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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