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Die Braut, die sich nicht traut

 

USA 1999 (The Runaway Bride) Regie Garry Marshall, 115 Min.

Kriegen sie sich oder kriegen sie sich nicht? Sie kriegen sich: Jahre nach dem Filmmärchen "Pretty Woman" sagte man sich - weil es so schön (erfolgreich) war - Play it again, Garry. Und Regisseur Garry Marshall drehte wieder mit Richard Gere und Julia Roberts "The Return of the Pretty Woman". Da das alles kein Horror ist, nannte man es "Die Braut, die sich nicht traut". Und jetzt wird der Kritiker laut, der draufhaut. Denkste, denn die Romanze ist, egal ob man so was mag, exzellent gemacht.

Der Kolumnist Ike Graham (Richard Gere) schnappt in letzter Minute eine nette Geschichte für seine bedrohlich leere Zeitungsspalte auf: Da gibt es in der Provinz eine Braut, die ihre Versprochenen schon drei mal am Traualtar hat stehen lassen. Ganz knapp vor dem Jawort nimmt sie immer rasant Reißaus. Das Stückchen Text trifft genau in die übliche, frauenfeindliche Kerbe, doch Maggie Carpenter (Julia Roberts), die Betroffene mit der Altar-Allergie, schlägt zurück. Ikes Chefredakteurin und Ex-Frau schmeißt ihn daraufhin nur zu gerne raus. Jetzt will der gefeuerte Journalist die Rache rächen und begibt sich zur persönlichen Recherche nach Hale in Maryland (zu deutsch etwa: Heiratsland), dort wo die burschikose Maggie reihenweise Herzen bricht.

Klar, dass Ike und Maggie sich näher kommen. Wie der sympathische Schreiberling rasend schnell Freundschaften schließt, macht ebenso Freude, wie Maggies verblüfftes Gesicht, als sie den Erzfeind beim trauten Familienessen vorfindet. Zwar plant die fliehende Braut noch eine Hochzeit zum Verlieben mit dem High School Sportlehrer und Everest-Kletterer Bob, doch insgeheim ahnen es alle, dass schon jemand anderes hinter ihr her ist. Es menschelt nett unter der bissigen Feindschaft und wie eine Frühlingslaune verbreiten sich simple Lebensweisheiten, die man sich auch sparen kann, denn das erste U2-Lied verrät schon das Problem: "I don't know what I'm looking for". Ich weiß nicht, wer der Richtige für mich ist. Frau wird jedoch den Teufel tun, sich diese Romantik entgehen zu lassen und wie Maggie los rennen. Zur Kinokasse allerdings.

Sehr gut gespielte Nebenrollen (Joan Cusack als beste Freundin Maggies!) und viele gelungene Szenen machen diese unmerklich kalkulierte Romanze zum Gefühlsgewinn. Nicht nur Julia Roberts im Brautkleid hoch zu Ross lohnt sich, auch Ikes Besuche bei den Sitzengelassenen mit gebrochenem Herzen und die ersten drei Fluchten auf Video bieten reichlich Schauvergnügen. Richard Gere legt wieder eine seiner gekonnt charmanten Rollen hin, wird vom zynischen Literaten unter dauerndem Zeitdruck im richtigen Moment zum Poeten. Das Mitdenken sollte man allerdings auf geringste Lautstärke stellen. Sonst kämen Überlegungen hoch, die den ganzen Film überflüssig machen: Hey, es ginge auch ohne Hochzeit!


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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28.09.1999