Bogus
USA 1996 (Bogus) Regie Norman Jewison, 110 Min.
Von Günter H. Jekubzik
Der nette, kleine Albert könnte in Las Vegas im Kreise von schillernden Artisten aufwachsen und ein großer Magier werden. Doch dann ruft das Drehbuch seine Mutter in den plötzlichen Tod. Vom Vater gab's schon lange keine Spur mehr und Albert muß ins triste Newark zur Stiefschwester der Mutter. Harriet (Whoopi Goldberg) hat allerdings den Kopf voller Geschäfte und ist völlig mit den eigenen kleinen Nichtigkeiten beschäftigt.
Zum Glück hat sich Albert schon auf dem Weg nach Newark einen imaginären Freund ausgemalt. Bogus (Gerard Depardieu) ist nur für ihn da und wird auch nur von Albert gesehen. Zwar gilt Albert nun aufgrund seiner Selbstgespräche als "schwierig", doch Bogus hilft auch dabei, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Allerdings verlieren wir den Jungen bald aus den Augen, den das eigentliche Problem hat Harriet. Ihr muß Bogus helfen, sich für andere Menschen und die Fantasie zu öffnen.
Die Idee des Films ist einfach und reizvoll. Schon "Mein Freund Harvey" verbreitete als unsichtbarer Hase neben James Stewart viel Spaß und Poesie. "Mein böser Freund Fred" belebte das Genre um das Sichtbare-Unsichtbare mit modernem, grellem Punk. "Mein langweiliger Freund Bogus" versucht es jetzt auf französisch: Nicht nur Depardieu, auch die aufgesetzte Artistenclique (mit Ute Lemper) redet "avec accent", mit Akzent. Vielleicht mag diese fremde Sprachfärbung ja den Amerikanern reichen, aber der Film darf sich nicht darauf verlassen. Er bringt weder Poesie noch richtiges Leben auf die Leinwand, ist weder märchenhaft noch realistisch ansprechend. Daß Komponist Marc Shaiman die reichlich vorhandenen Emotionen noch überdeutlich betont, macht den Plot nicht subtiler. Depardieu gibt wie gewohnt den Riesenkerl mit großem Herzen. Whoopi Goldberg darf schimpfen, fluchen und wild gestikulieren.
Vor allem für Kinder braucht "Bogus" viel zu lange und bleibt unattraktiv. Erst in den letzten Minuten griff Routinier Norman Jewison ("Anatevka", "Jesus Christ Superstar", "Mondsüchtig", "Nur für dich") in die Trickkiste der Filmmagie. Eine Verwandlung, ein Duett zwischen Goldberg und Depardieu - schon ist die Welt wieder in Ordnung. Nur noch ein kleines Finale, dann kann die geläuterte Stiefmutter Albert in die Arme schließen und der Film ist geschafft.
Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik
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