Besser geht's nicht

USA 1997 (As good as it get's) Regie James L. Brooks, mit JackNicholson, Helen Hunt, Greg Kinnear, 138 Min.

Vom Reiz, ein Schwein zu sein

"Sie lieben überhaupt nichts" werfen ihm die Nachbarn an denKopf. Stimmt nicht, irgendwie scheint es Melvin (Jack Nicholson) dochzu lieben, den kleinen Köter seines schulen Nachbarn Simon (GregKinnear) in den Müllschlucker zu schmeissen. Ansonsten ist deralte, aber noch längst nicht zahme Autor tatsächlich extremkontaktscheu. Seine Hände wäscht er zweifach mit einemjeweils neuen Stück Seife und vermeidet jede, wirklich jedeBerührung mit anderen Menschen. Wenn sich das menschenfeindlicheEkel doch mal in sein Stammrestaurant traut, tritt er auf keine Fugeoder Riß im Gehweg, was zu einem seltsamen Tanz zwischenHäuserwand und Passanten führt. Nur von "seiner" KellnerinCarole (Helen Hunt) läßt er sich am immer gleichen Tischbedienen, das keimfreie Plastikbesteck bringt er selbst mit.

Menschlichen Kontakt braucht Melvin auch nicht zu befürchten,er gibt sich derart schwulen-, schwarzen-, frauen- undjuden-feindlich, daß selbst Harald Schmidt verstummenwürde. Perfekte Haßtiraden in wortreich geschliffenerSprache treffen jeden, der die Nähe des Ekels nur kreuzt. DieGemeinheiten könnten ewig so weitergehen, wenn schönes Kinonicht auch immer Kino der Veränderung wäre. Ausgerechnetbei der Stelle "Liebe ist ...., Liebe war ..." wird Melvin in seinerheiligen Ruhe und Routine unterbrochen. Simon ist ausgeraubt undverprügelt worden. Melvin MUSS nun auf den Hund aufpassen, dennder Freund und Kunsthändler Simons (Cuba Golding Jr.) - ich binin der Hölle aufgewachsen - weiß, wie er denKontaktscheuen anpacken muß. Dann fehlt die Kellnerin Carol anihrem Arbeitsplatz, weil sie ihren Sohn Spencer pflegen muß.Melvin arrangiert erstmals einen richtigen Arzt für den mehrfachkranken, damit Carol wieder arbeiten kann. Gleichzeitig öffnetsich der Griesgram für den kleinen Hund und will ihn, als Simonwieder Zeit hat, gar nicht mehr hergeben. Plötzlich taucht eingroßes Lachen auf seinem Gesicht auf und als man den Freischein"Zwangsneurose" erhält, kann man das Ekel richtig ins Herzschließen.

Die wunderbare gegenseitige Abneigung zwischen Melvin und Simonwandelt sich in viel Spaß miteinander. Nur mit demVerhältnis zu Helen klappt es nicht so ganz. Denn trotz (odergerade wegen?) einer Niemals-Sex-Erklärung der für dieArzthilfe extrem dankbaren Frau, wollen Carol und Melvin mittlerweilemehr. Es könnte auch so schön sein, wenn der inzwischenmenschlichen Dingen furchtbar ungeschickte Griesgram nichtimmer einen abschreckenden Klopper zur Unzeit hervorzaubernwürde. Die gleichermaßen rasante, wortwitzige undanrührende Komödie liefert unzählige Anlässe zumLachen und Weinen. Jack Nicholson gibt in dieser Traumrolle wiederden verrückten und charmanten altenWolf. Die schmerzensvollen Momente sindgleichermaßen gelungen wie die sich überschlagendenRededuelle und die fein dosierte Situationskomik. Verdienterweiseerhielt "Besser geht's nicht" nach sechs Nominierungen zwei GoldenGlobes.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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