Beruf Neonazi - Spiegel-TV

BRD 1993, Regie Winfried Bonengel, 83 Min.

Von Günter H. Jekubzik

Der Dokumentarfilm "Beruf Neonazi" von Winfried Bonengel beschäftigte in den letzten Wochen Kinobetreiber und Staatsanwälte, Politiker und Filmemacher. Ist die Darstellung des Neonazi-Führers Althans Propaganda und muß deshalb verboten werden, wie z.B. in Frankfurt geschehen?Spiegel-TV wich auf Vox der Diskussion nicht aus, näherte sich mit 30 Minuten Ausschnitten dem Streit um ein Aufführungsverbot an. Auch wenn Althans in den Ausschnitten nicht im gleichen Maße wie im kompletten Film bloßgestellt wurde und die Redaktion das Thema mit Materialen aus dem Archiv verwässerte, war die Sendung eine gelungene Form der Auseinandersetzung.

Sehr wertvoll und mäßigend waren die Äußerungen von Ignaz Bubis, dem Regisseur Winfried Bonengel selbst und anderen Persönlichkeiten aus den Bereich Kultur, Politik und Justiz. Nur Spiegel-Redakteur Höges, der den ganzen Rummel auslöste, versucht noch immer krampfhaft einen anderen Film in "Beruf Neonazi" zu finden. Das Fazit von Stefan Aust traf den Kern der Sache. Meines Erachtens entstand der ganze Streit aus einer Hilflosigkeit angesichts der im Film dargestellten Situation. Genau wie der energische junge Amerikaner, der im Film der rethorisch geübt vorgetragenen Ausschwitzlüge von Althans argumentativ nichts entgegnen kann, konnte ich in der Wut und in dem Ekel, die "Beruf Neonazi" hervorriefen, keine Handlungsanleitung gegen die braunen Verführer finden. Aber der Ruf nach Verbot oder einem leitenden Kommentar, nach einen Führer im Film, bedeutet nur ein Verdrängen der Hilflosigkeit, keine Antwort auf die Situation.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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