Beautiful Thing

GB 1995 (Beautiful Thing) Regie Hettie Macdonald, mit Linda Henry, Glen Berry, Scott Neal, Tameka Empson, Ben Daniels u.a. 90 Min.

Es ist ein Menge los in dieser Londoner Siedlung: Der neue Freund der Mutter macht auf locker - er hat ja Woodstock auf Video gesehen. Die Tochter der Nachbarin hält sich auf ihren Extasy-Trips für die Schlagersängerin Mama Cass. Nebenan wird Steven von seinem saufenden Vater und dem schleimigen Bruder Trevor verprügelt. In einer ersten großen Tat läßt Jamies Mutter den verzweifelten Steven bei ihrem Sohn übernachten. Kaum ist die Tür hinter den beiden zu, kommen heftige Gefühle auf. Jamie reibt Stevens zerschlagenen Rücken mit Pfefferminzöl ein, und der erste Kuß ist nicht weit.

Die Liebe zweier ganz gewöhnlicher, unsicherer Jungens ereignet sich so selbstverständlich, wie ihre Lippen schnell aufeinander finden. Erst als "es" passiert ist, sucht Jamie in einer Schwulen-Zeitschrift nach Orientierungsmustern. Nach dem Besuch in einer Schwulenbar rennt die Kamerr im Wald herum und zieht sich dann diskret zurück - so wie sie es schon immer mit verliebten Paaren machte.

Nach einem Bühnenstück, das Jonathan Harvey im Alter von 24 Jahren schrieb, inszenierte Hettie Macdonald diese außergewöhnlich lebendige Geschichte für den britischen Qualitätssender Channel Four. Vielleicht steht sie ja hinter der tollen Mutterfigur: Etwas schockiert ist Ma anfangs schon, daß ihr Sohn diese "70-1-Sache" mit einem anderen Mann macht. Mutig wie eine Löwin verteidigt sie dann aber den Sohn und überwindet im nicht einfachen Leben viele Schwellen.

Wie bei Ken Loach gibt es eine Menge Alltag von Menschen, die dauernd kämpfen müssen. Das Besondere an "Beautiful Thing" ist die Leichtigkeit von Figuren und Geschichte: Der jugendliche Übermut treibt sie zu einem märchenhaften Finale - aber am Anfang stand ja schon ein Regenbogen über der Siedlung. "Beautiful Thing" ist kein Problemfilm, er macht mit viel Humor und Lebensmut aus einer schwierigen Situation einen erfrischenden Spaß. Besonders schön ist, daß weder Jamie noch Steven mit schwulen Klischees behängt wurden. Flotte Songs mit treffenden Texten wie "It's getting better" oder "Make your own kind of music" begleiten das Vergnügen.

... Es ist ein Menge los in dieser Londoner Siedlung - dabei haben wir erst die Bewohner von drei Wohnungen kennengelernt.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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