Basquiat

USA 1996 (Basquiat) Regie und Buch Julian Schnabel, mit JeffreyWright, Michael Wincott, Claire Forlani, David Bowie, Gary Oldman,Benicio Del Toro, Dennis Hopper, Parker Posey, Willem Dafoe,Christopher Walken, Courtney Love u.a., 106 Min.

Im Vordergrund schreibt Basquiat's Entdecker, Förderer undKunstkritiker Rene Ricard auf einer Parkbank. Erst einige Bilderweiter entsteigt Jean-Michel Basquiat im Hintergrund einemPappkarton. Es ist das Jahr 1979, New York. Noch zeichnet der Mannmit dem karibischen Aussehen und den Rastalocken aufImbißtischen in Ahornsirup. Seine originellen Graffitissigniert er mit "Samo". Dabei entdeckt ihn zuerst die offene,lebenslustige Gina. Auch sie malt - wie JEDER in diesem Film - undsie verliebt sich in das junge Genie, um später von einerKünstlerlaune betrogen zu werden. Selbst Rene wirdfallengelassen, da es aber seine Story ist, sehen wir ihn mit seinerBürgerkriegsmütze in den Ateliers, bei denAusstellungseröffnungen, den Galeristen-Kämpfen und denkunstreichen Diners immer wieder.

Wie es sich für eine typische Künstlerbiographiegehört, kommen Einsamkeit, Selbstzweifel und -zerstörunghinzu. Erfrischend - obwohl auch typisch für dieses Filmgenre -wirkt der avancierte Mix aus verschiedenen Stilen. Die Metapher einesWellenreiters surft in eindrucksvollem Blau den ganzen Film: DerAufschwung, das Reiten auf der Erfolgswelle und der Sturz in dieFluten. Stumm- und Trickfilme werden ebenso parallel einmontiert wieein früher Eindruck durch Picassos Guernica.

Über Basquiats Gedanken und seine Bilder erfahren wir nur ineinem Interview das Christopher Walken in seiner unnachahmlichenWeise führt. Die Fragen um Ruhm, Integrität, Freundschaftund Beziehungen tauchen explizit und verwoben in der Handlung auf.Daß Basquiat als erster schwarzer Popkünstler weltweitberühmt wurde, läßt die Frage nach Alibifunktion("Eddie Murphy der Malerei" oder "True voice of the gutter") immerwieder aufkommen. Dabei paßt Basquiat als Kreole gar nichtperfekt in das Bild des afro-amerikanischen Künstlers.

Viele Zeitzeugen tauchen in Bild und der Musik wieder auf. DavidBowie spielt und demontiert anfangs Andy Warholals stammelnden Deppen, dessen Kellner sogar mehr Ahnung haben soll.Erst die Freundschaft mit Jean-Michel rehabilitiert einen offenen,herzlichen Menschen und einen unsicheren Künstler. ZurDarstellerriege, die selbst in der zweiten Reihe noch erste Sahneist, gehört auch Dennis Hopper, selber Maler und Kunstsammler.Courtney Love, Freundin des ebenfalls früh gestorbenen IdolsCurt Cobain, verführt Jean-Michel. Einen nochgrößeren Eindruck als Jeffrey Wright, der Basquiat spielt,macht Claire Forlani als betrogene Gina. Wenn ihr die LiebhaberinBasquiats auf der Vernissage den Schal wegzieht, den Basquiat ihr inErmangelung einer Ausrede schenkte, wirkt es, als würde Gina vorScham entkleidet.

Die Musik - zwischen den Songs, die sämtlich ein Genußsind - schrieben Regisseur Julian Schnabel und Ex-Velvet John Cale.Am Ende erzählt Jean-Michel eine sehr interessanteKünstler-Fabel von einem inhaftierten Prinzen, der mit seinerKrone gegen die Gitterstäbe schlägt, um entdeckt undbefreit zu werden. Ihn findet zwar niemand, aber der wunderbare Klangverzaubert alle Menschen.

Der Regisseur Julian Schnabel sagt über seine Figur "Erbrannte hell, fing Feuer und verloderte." Diesen klischeehaftenGlauben an den tragischen Künstler mit seinem kurzen Lebenäußerst ein Überlebender. Schnabel war als Maler amRande der Ereignisse dabei. So ist "Basquiat" nicht nurSelbstdarstellung eines Künstlerkreises, sondern in OldmansFigur auch Selbstspiegelung des Regisseurs.


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

realisiert durch

Ein Service von

arena internet service

FILMtabs-Logo