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Die Apothekerin

BRD 1997 (Die Apothekerin) Regie Rainer Kaufmann, 108 Min.

Mit Katja Riemann in Großaufnahme beginnt ein zwiespältiger Film, der zwar sehr gut aussieht, aber bei dem sich die Geister an gerade jener Katja Riemann scheiden werden.

Sie spielt Hella Moormann, ein nicht mehr ganz junges Mauerblümchen. Schon als ausgegrenzte Schülerin legte die kleine Hella mit ihrem ersten Totschlag einen Klassenkameraden um. Aus der Kindheit stammen auch satirische Erinnerungen an Fleischeslust, die vor dem vegetarischen Vater verborgen werden mußte. Die Apothekerin Hella läßt sich von dem Jungschnösel Levin Graber (Jürgen Vogel) umgarnen. Erst geht es ihm um ein paar gesparte Tausender. Dann findet Levins Opa Gefallen an der ernsten Frau und ändert sein Testament. Nach einem verdächtigen Tod des alten Tyrannen besitzt Hella ein Schloß und ist Ehefrau von Levin - so lautete die Bedingung für den Reichtum. Levin ermogelt sich mit Freunden weiter Geld von Hella und zeigt immer offener seine Leidenschaft mit dem Hausmädchen Margot (Isabella Parkinson). Diese stürzt auch schon bald in den Tod. Konnte oder wollte Hella sie nicht mehr beim Fensterputz halten? Noch einiges wird passieren, doch es bleibt eine Zuschauerentscheidung, ob Hella mörderisch oder tragisch ist.

Das Buch zum Film:

Das Bemerkenswerte an der "Apothekerin" sind eine bestechende Bildqualität (Kamera Klaus Eichhammer), exzellente pastellartige Farben, hervorragende sanfte Ausleuchtung und Ausstattung (Szenenbild Knut Loewe). Skurrile Figuren versprechen anfangs originelle Unterhaltung in einer schwarzen Komödie über eine Frau, in deren Nähe ungewöhnlich häufig böse Unfälle passieren. "Der Alptraum meiner erfüllten Wünsche", so Hella, enthält eindrucksvolle Momente, sehr seltsame Gefühlslagen und Situationen, die neugierig machen auf den Roman von Ingrid Noll. Alles wunderbar - nur bei Handlung und Darsteller stimmt was nicht. Zu träge schlurft erstere voran, wobei die Motivationen der Männer gähnend offensichtlich sind. Frau Riemann hat eine zurückhaltende Rolle, die ihren Fähigkeiten entspricht. Sie erzählt ihre Geschichte im Hintergrund, mehr als daß sie die Ereignisse spielt. Jürgen Vogel scheint allerdings in solch gemäßigteren Rollen nicht besonders aufzublühen. Der schwarze Humor ist Geschmackssache - es sollte ein Mordsspaß werden, aber der Funke springt oft nicht über. Wenn die Apothekerin Hella eine Frau ohne Gewissen ist, wirkt der Film "Die Apothekerin" wie ein Film ohne Herz.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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