Apollo 13

USA 1995 Regie Ron Howard mit Tom Hanks, Bill Paxton, Kevin Bacon, Gary Sinise, Ed Harris u.a.

Von Günter H. Jekubzik

Am 20.Juli des Jahres 1969 setzte Neil Armstrong als erster Mensch seinen Fuß auf den Mond. Acht Monate nach dieser Mission der Apollo 11 interessierte sich niemand mehr für den Flug der Apollo 13. Bis aus der 328.000 Kilometer entfernten Kapsel die lakonische Meldung "Huston, wir haben ein Problem" das Raumfahrtzentrum der NASA erreichte. Durch eine Explosion verlor Apollo 13 rasant Sauerstoff und Energie. Vielleicht hätte man die Kommando-Kapsel nicht "Odyssey" nennen dürfen, vielleicht hätte man die Mission mit der Unglückszahl 13 überspringen sollen. Doch jetzt mußten drei amerikanische Astronauten gerettet werden. Unter Aufwand aller wissenschaftlichen Kräfte wandelte sich die Katastrophe zu einem Heldenstück für die amerikanische Raumfahrt. Was unzählige Vietnamfilme praktizierten, schafft nun auch der Film "Apollo 13": Ein amerikanisches Trauma wird zum nationalen Heldenstück umgedichtet.

Auch wenn "Apollo 13" ein guter Film wäre, er hätte keine Chance gegen die grassierende Forrest Gump-Irritation. Da hängt Tom Hanks in einem der mythischen Momente der amerikanischen (Raumfahrt-) Geschichte irgendwo verloren im All herum, und jeder denkt: Ach wieder der Forrest Gump, im Weltall war der also auch.Aber vielleicht haben Sie "Forrest Gump" nicht gesehen und wollen stattdessen mal einen schlechteren Film mit "Oscar-Hanks" erleben: Wie im Jahre 1970 startet die Mission "Apollo 13" mit der besten Besetzung und einem Riesenetat - doch schon nach kurzer Zeit geht ihr die Luft aus und die Energie bleibt weg. Wie bei der Flut von Foot- und Baseball-Filmen entgeht uns die Begeisterung für amerikanische Mythen. All das Theater um das omnipräsente Sternenbanner und die amerikanischen Helden auf dem Mond bleibt zu wirkungslos, Ron Howard und sein Team lassen neue, eindrucksvolle Bilder vermissen. Der bislang recht erfolgreiche Regisseur konzentriert sich auf die dokumentarischen Details - das mag recht authentisch oder an sich ganz interessant sein, aber auf die lange Dauer ist es langweilig. Mit gemäßigtem Schwung trudelt die Handlung im All herum. Auch als es spannend und eng wird, als die Jungens in der Raumkapsel nacheinander ersticken, erfrieren und gegrillt werden, wirkt nur das Gejammer von Annie Lennox ("Why?") auf der Tonspur beklemmend. Das Publikum bleibt gemütlich außen vor, während Komponist James Horner und die geschickte Montage für konventionelle Spannung sorgen. Dem Rest der Welt wird der US-Erfolg des Katastrophenfluges von "Apollo 13" rätselhaft bleiben.

Ich empfehle den Kinos ein Double Feature von "Apollo 13" mit der deutschen Dokumentation "Out of the Present" von Andrej Ujica. Aus den unendlichen Metern Film von der russischen Raumstation Mir montierte Ujica seine beeindruckende, überraschende und faszinierende All-Sicht. Kaum gesehene Bilder der Erde, Spielereien der Kosmonauten in den riesigen, chaotischen Rumpelkammern von Mir und ganz nahe, authentische Aufnahmen der Belastungen von Start und Landung. Wenn Tom Hanks aus Abfällen und Plastikresten einen Luftfilter bastelt, wird das die russischen Kollegen nicht erstaunen. Bei ihnen sieht vieles nach Flickschusterei aus. Beim Haarschneiden kommt da tatsächlich ein stinknormaler, recht altmodischer Staubsauger zum Einsatz.


Eine Kritik vonGünter H.Jekubzik

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