Anaconda

USA 1997 (Anaconda) Regie Luis Llosa, 90 Min.

Ein Kamerateam schippert flußaufwärts in den Urwald. Essucht "Indianer im Nebel", ein vergessenes Völkchen. Daseigentliche Ziel ist jedoch Erschrecken am Amazonas, wie ein paarakustische Schockmomente schnell zeigen. Mit Paul Sarone (JonVoight), einer zwielichtigen Gestalt, die das Team an einerFlußbiegung aufliest, beginnt die Irrfahrt. Der Regisseur Dr.Steven Cale (Eric Stoltz) liegt schwerverletzt danieder, derkaltblütige Schlangenjäger Sarone führt dieAhnungslosen direkt in die Arme einer seeeeehr großen,kräftigen und hungrigen Anaconda. Die Handlung schlängeltnicht lange umher, es geht geradewegs in die Konfrontation mit demMonster, wobei die brave Besatzung nicht verhindern kann, daßdieser Sarone die Schlange seeeeeehr wütend macht.

In ihren ersten Auftritten erschreckt die Titelheldin Anacondabesonders damit, daß sie so schlecht und extrem auffälligaus dem Bild fällt. Diedigitale Tricktechnikbessert sich in späteren Szenen. Dafür wurde dannanscheinend vergessen, die Rückfahrt des Bootes aufzunehmen: EinWasserfall fällt zum Himmel - da haben sie wohl einfach dieHinfahrt rückwärts laufen lassen!

Der Film "Anaconda" läßt Ansätze raffinierter,zurückgehaltener Spannung schnell sterben - eine Anaconda killtja auch nicht gerade auf filigrane Weise. Trotzdem ist die Luft nochlange nicht raus, in seiner zielgerichteten Machart erzeugt"Anaconda" noch ausreichend feuchte Finger, Angstschweiß undMitfiebern. Eine gewisse Portion an Ekel gehört auch dazu.

Der Schurke Sarone (Voight) hält seine Mundwinkel schöntief, auch wenn der ehemalige Priester beim gemeinen Mordenpflichtbewußt den letzten Segen austeilt, kann erüberzeugen. Ansonsten rekrutiert sich das Schauspielteam aus derzweiten und dritten Reihe: Eric Stoltz liegt nur todkrank herum. IceCube darf nicht sehr lange seine eigenen Songs hören. Hinter derKamera tummelten sich weitgehend unbekannte Leute.

Das beliebte Tippen auf Kandidaten, die als erstes von der"Zehn-kleine-Negerlein"-Dramaturgie geschluckt werden, fälltnicht allzu schwer: Der Kapitän Mateo (Vincent Castellanos)spricht kein anständiges Englisch (bzw. Deutsch in derSynchrofassung) und sieht ungepflegt aus: Tschüß! DerTonmann ist ein netter Typ, aber mit dem süßen Kettchenund den blonden Haaren kein echter Kerl. Außerdem hat er eineTendenz zum Verräter: Blubb! Der Moderator fiel gleich anfangsunangenehm auf: Der gepflegte Sprachgestus, die arrogante Art, seinenWein mitten im Dschungel zu genießen und die Golfübungenzu verhauen. Eindeutig kein Happy End für ihn.

Der "Negerlein"-Mechanismus folgt allerdings nicht dem einfachenRassismus der Horrorfilme. In ihnen - das verschwieg übrigensder Lehrfilm "Scream" - überlebennur die "WASP": Weiße Anglo-Saxen, die auch noch Protestantensind. Junge Mädchen müssen zusätzlichjungfräulich bleiben, wollen sie eine Überlebenschance."Anaconda" läßt eine bunte Mischung der Volksgruppenüberleben, was wahrscheinlich dem umgekehrten Rassismus derKinokasse entspricht. Diese Produktion soll nämlich nicht in denschicken, teuren Premierenkinos landen. Sie muß an den Kassender anderen Viertel und in den Videoläden ankommen - deswegenläßt sie Vertreter des anderen Zielpublikums ins Finale.

Schon seit langem hat Hollywood die anderen Märkteaufgewertet. Das was früher als "billiger Film" durchlief undvon unabhängigen Produzenten teilweise sehr ideenreich geliefertwurde, kostet heute allerdings seine 50 Millionen - Dollar!


Eine Kritik von Günter H.Jekubzik

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