Almost Famous

USA 2000 (Almost Famous) Regie Cameron Crowe, 123 Min. FSK ab 12

"Die Lieder sagen alles" - mit diesen Worten erbt William die Plattensammlung der älteren Schwester und die erste Gänsehaut kriecht heran. "Almost Famous" ist Cameron Crowe eigene Geschichte. Der Regisseur von "Reality Bites" und "Jerry McGuire" machte im Alter von fünfzehn Jahren die Tournee einer Rockband mit - hinter den Kulissen, auf Partys und Hotelbetten. Jede Szene dieses wunderbaren Films atmet die Liebe zu einer tollen Zeit.

Inmitten von Souvenirs erinnert sich Crowe handschriftlich: Aufgrund einiger toller Artikel erhält William (Patrick Fugit) 1973 vom "Rolling Stone", dem wichtigsten Magazin der Rockmusik, einen Traumjob: Es soll die US-Tournee der kommenden Band Stillwater begleiten. Klasse Sache - nur ist William erst 15 Jahre alt! Die strenge Mutter (Frances McDormand) lässt ihn zwar mitfahren, als sich seine Tournee jedoch hinzieht, ist sie überzeugt, dass die Rock Band ihren Sohn gekidnappt hat. Stimmt irgendwie auch. Doch die Wahrheit ist schlimmer: Zwischen Groupies, die wie Zugvögel mit den Bands umher reisen, und neurotischen bis egomanischen Musikern geht eine Menge ab. Muttis Spruch "Keine Drogen" ist in dieser Umgebung eine unrealistische Lachnummer; dass William entjungfert wird, nur Nebensache. Der Knabe stolpert gleich in eine der schrillsten Formen des Lebens und seine Liebe zur Musik verblasst sogar angesichts der einzigartigen, feenhaften Penny Lane (Kate Hudson), dem Lieblings-Groupie des Gitaristen Russell Hammond (Billy Crudup). So vergisst der Nachwuchsschreiber auch die Regeln seines zynischen, cool-uncoolen Mentors Lester Bangs (Philip Seymour Hoffman) und irgendwann landen Stillwater tatsächlich ganz klassisch auf dem Cover vom Rolling Stone.

Crowe weiß, wovon er schreibt, es ist seine eigene Geschichte! Ganz anders als bei der traurigen Komödie um ein paar Rock-Veteranen "Still Crazy" oder beim elenden Glamrock Drama "Velvet Goldmine" ist "Almost Famous" äußerst lebendig, witzig, glaubwürdig und mit viel Seele erzählt. Nach "Reality Bites" und dem Oscar-Erfolg "Jerry McGuire" nahm Cameron Crowe sich viel Zeit für sein Lieblingsprojekt. Der ehemalige Musikkritiker verbindet die Leidenschaft der Jugend mit einer freundlichen Nachsicht der Reife. In mitreißender Zeitstimmung erzählt er eine wunderschön romantische Geschichte, zeigt Williams einzigartigen Blick voller Liebe auf Penny, der gerade ihr Magen ausgepumpt wird.

Zwar meinen einige Kritiker, der Rock sei tot, doch diese Verheißung erfüllte sich bis heute noch nicht. Bei diesem genialen und liebenswerten Film kommt sogar Rock klasse rüber. Wenn ein Film von "Vinyl Pictures" produziert wird, muss er ja gut klingen. So gönnt uns der Soundtrack eine überraschend vielseitige Songsammlung: Selbstverständlich die "Pet Sounds" der Beach Boys, "Tommy" von "The Who", "Black Sabbath", "America", "Simon and Garfunkel", Elton John mit "Tiny Dancer" sowie der Ballade "Mona Lisa", Neil Youngs "Cortez the Killer", "River" von Jodi Mitchell und eben jene imaginäre Band Stillwater, deren Songs Cameron Crowe mitschrieb. Frances McDormand ist grandios als restriktive Mutter. Die Jungstars Patrick Fugit und Kate Hudson bleiben nachhaltig hängen. Alle spielen so exzellent, dass man sie sich gar nicht anders als bärtige, langhaarige Rocker vorstellen kann.

http://www.almost-famous.de


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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