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Alles über meine Mutter

Sp/Fr 1999 (Todo sobre mi madre) Buch und Regie: Pedro Almodovar, 105 Min.

Das exzellente Melodram "Alles über meine Mutter" zeigt eine starke Frau, die in Madrid ihren über alles geliebten Sohn verliert. In ihrer Trauer verläßt sie Madrid und flieht nach Barcelona, das sie vor achtzehn Jahren ebenso verzweifelt verließ. Schnell findet Manuela (Cecilia Roth) ihr altes Leben wieder. Die Freundinnen - oder Freunde, denn oft sind die Geschlechter nicht ganz eindeutig - ziehen sie wieder in Subkulturen voll des wilden und chaotischen Lebens. Und die, die auszog, um den Vater ihres verstorbenen Sohnes wieder zu finden, übernimmt bald Mutterrollen unterschiedlichster Art.

Mit Anspielungen auf melodramatische Meisterwerke, auf "Endstation Sehnsucht" und "All about Eve" ehrt der moderne Spanier Almodovar Mütter in allen Facetten, wobei der Reiz darin liegt, dass die Geschlechter der Beteiligten selten den Erwartungen entsprechen. Im katholischen Spanien scheinen die Traditionen der Fortpflanzung zur Diskussion zu stehen. Schon in dem reizvollen "Amic / Amat" von Ventura Pons wurde das genetische Erbe mit dem geistigen verbunden, hetero- und homosexuelle Liebe als gemeinsam zeugungsfähig entworfen.

Trotz vieler filmhistorischen Referenzen ist dieser umwerfend komische, rührende, traurige, lebendige Filmgenuß ungemein modern, nimmt Themen wie Aids und Organspende auf. Schon beim letzten Almodovar "Live Flesh" war man sich einig: Ein Höhepunkt, ein Meisterwerk, kunstvoll, reif, brillant, perfekt. Jetzt setzt der spanische Regisseur in seinem dreizehnten Film - ein absoluter Glücksfall - noch einen drauf. Die spanische Zeitung El Pais benannte des Genre sogar in "Almodrama" um. Pedro hat es verdient.

"Alles über meine Mutter" ist eine Hymne an die Frauen, die "gütigen Fremden", wie Almodovar Blanche Du Bois aus "Endstation Sehnsucht" zitiert: "Ich habe immer auf die Güte von Fremden gebaut." Sie spiegelt sich in bekannten Frauengesichtern wieder, mit denen Almodovar immer wieder spielt, wobei er ebenso die Figuren wie die Darstellerinnen zu würdigen scheint. "Alles über meine Mutter" war in Cannes 1999 haushoher und eindeutiger Favorit, erhielt aber nur den Regiepreis.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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