Abel
NL 1985 (Abel) Regie Alexvan Warmerdam, 98 Min.
Gleich mit seinem ersten Kinofilm gelang dem NiederländerAlex van Warmerdam eine Komödie die sowohl in Inszenierung alsauch im Spiel Vergleiche mit Jacques Tati erlaubt.
Abel hat Angst. Vor der Welt, denn er traut sich nicht vor dieTür zu gehen. Vor dem Erwachsenwerden, denn mit 31 Jahren lebter wie ein kleiner Junge in der Wohnung seiner Eltern. Mitbösartiger Raffinesse schlägt er alle Versuche zurück,ihn ins öffentliche Leben zu bringen. Den Wunderheilerläßt Abel an seinen Künsten verzweifeln. Einarrangiertes Abendessen mit der Theater-Kollegin des Vatersschlägt fehl und reussiert gleichzeitig als fein getimtesFestival der Peinlichkeiten. Selten war ein "netter Abend" mitGebäck und saurem Hering so zum Schreien und Weglaufen - vorallem für das unschuldige Opfer dieser überspanntenDreier-Konstellation. Daß vor allem der Vater Abel rauswerfenwill, ist verständlich. Also spitzt sich die Situationdramatisch zu. Schließlich irrt Abel wie ein verstörtesKind durch die Straßen und findet Unterschlupf bei einerStripperin, die ausgerechnet Geliebte seines Vaters ist. Die sichüberschlagende Abfolge der Ereignisse gönnt Abel einenBlick durch den Türgucker auf seinen Erzeuger, der als Postboteverkleidet sein Liebchen becircen wollte. Die massiveifersüchtige Mutter fällt bald auch bei der neuenKonkurrentin ein und im Finale mit der vereinten Viererbande geht esauf Leben und Tod.
Vor comichaften Hintergründen gelang es Warmerdam alsKo-Autor (neben Otakar Votocek und Frans Weisz), als Regisseur undals Abel-Darsteller vier extrem Figuren, vier Typen, die trotzdemsehr originell sind, auszubalancieren. Die Stadt wirkt wie eine buntePappkulisse, die Fernglasblicke von der Wohnung der Eltern zum Zimmerder Geliebten (und zurück) erinnern an die Naivitätfrüher Stummfilme. "Abel" ist auch ohne viel Worteverständlich, trotzdem dauerte es zehn Jahre, bis der Film einendeutschen Verleih fand.
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