15 Minuten Ruhm

USA 2001 (15 Minutes) Regie John Herzfeld, 121 Min.

Wenn Andy Warhol mit seinen "15 Minuten Ruhm für jeden" zitiert wird, muss was Kluges an einem Film dran sein. Denkste! Nach dem Motto "Ein Medienkritik-Zitat sieht rot" ist Warhol nur dran geklebt an das banale und ärgerliche Selbstjustiz-Spektakel.

Zwei US-Einwanderer aus Russland und Tschechien (Andrew Warholas Mutter kam aus der Tschechoslowakei!) wollen bei einem alten Kumpel ihren Teil einer Raubbeute abholen. Der hat jedoch alles im Land der unbegrenzten Konsummöglichkeiten verlebt und die Ost-Schurken starten an ihm eine üble Mordserie. (Nicht in Anlehnung an Warhols berühmte Serien-Drucke von Dosensuppen und Marilyns!) Oleg, der Beschränktere von beiden ist jedoch ein Filmfan, am meisten begeisterte ihn Capras "It's a Wonderful Life". Er begreift intuitiv, um was es in den USA geht: Nur um das Image. Er klaut eine Videokamera, übt sich während der Morde als dynamischer Filmemacher und verkauft die brutalen Szenen an einen sensationslüsternen TV-Reporter. So bekommen die ziemlich depperten aber gemeingefährlichen Killer ihre 15 Minuten Ruhm, die Andy Warhol allen versprochen hat und die Dank Big Brother, Quiz Shows und Richterin Salesch mittlerweile doch jeder gehabt haben sollte. David Bowie, der in "Basquiat" Warhol spielte, singt dazu sein ruhmreiches "Fame" und schon lässt sich die Kritik mit viel Wissenswertem füllen - der Film wird dadurch nicht besser.

Auf diesen Hintergrund einer abgedroschenen Medienkritik sind auch die rechtschaffenen Figuren aufgezogen: Ein Medienstar mit Macken ist der erfolgreiche Polizist Eddie Flemming (Robert De Niro stirbt hier bevor er richtig gut schauspielert ...). Ein unverdorbener, reiner Held ist der junge Feuerwehrermittler Jordy Warsaw (Edward Burns), der sich mit Eddie zusammenrauft. Deshalb darf Parzival Jordy auch am Ende den finalen Rettungsschuss abgeben, ein meist untrügerisches Zeichen für rechtslastige Dramaturgie. Diese löst Konflikte nur mit der sofortigen Exekution, vollzogen durch die wohl deshalb so genannte Exekutive.

Reales Blut, echte Leichen, so was ist mittlerweile auch in Deutschland Fernsehalltag, "15 Minuten Ruhm" reißt also als "medienkritischer" Thriller niemanden mehr vom Hocker. Er ist nicht mehr als ein mit Medienkritik aufgepeppter Action-Film der übleren Sorte. Vor allem die brutalen Schlachtereien, aufgenommen mit schrillen Farbeffekten, stoßen heftig ab. Selbstverständlich wird man sagen, ja das sind aber die Aufnahmen des bösen Tschechen ... Doch der weitere Verlauf zeigt, es geht nicht um das Sezieren von Wechselwirkungen zwischen Kriminalität und sensationshungrigen Medien. Dieser Film selbst ist so ein mageres Machwerk, mit grober Dramaturgie und lahmen Längen, dass mit übermäßiger Gewaltdarstellung auf billige Weise Aufmerksamkeit schindet. Sein verbrämendes intellektuelles Mäntelchen wird unter den Blutströmen schnell weggeschwemmt. Mit Gewalt macht man nicht nur im Fernsehen Quote.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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