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10 Dinge, die ich an dir hasse

USA 1999 (Ten Things I hate about you) Regie Gil Junger, 97 Min.

Wenn man sich so regelmäßig den ganzen us-amerikanischen Filmmüll ansieht, kommt man ins Grübeln: Sind es wirklich die gewaltverherrlichenden Filme, die dort zu Massakern auf Schulhöfen führen? Die langen, schwarzen Mäntel? Die Jim Carrolls? Oder eher diese fürchterlichen Teeniefilme, mit denen uns Hollywood so gnadenlos eindeckt? Die gesichtslosen Mode- und Trendpüppchen, die ihr Leben schon verspielt haben, bevor jemand an ihnen Amok läuft. Ich persönlich kann keine amerikanischen Teenager mehr ertragen.

Trotzdem, auf ein Neues: Wieder landet ein Umzögling frisch auf der Schule ("She's all that"), wieder bekommt er, Cameron, die Einführung in Hierarchien und Hackordnungen vorgeführt. (Dass den Filmemachern nicht mal für die Eröffnung etwas anderes einfällt!) Hier die Schönen und die Reichen, da die Streber und in der Ecke die Verlierer, die ihr Leben gar nicht erst zu beginnen brauchen. Insgesamt alles niedliche Kids, die nur Vakuum im Hirn haben.

Kat ist der einzig normale Mensch in diesem Film, sie wirkt aber unter all den Zombies der angepaßten Normalität wie ein Wesen vom anderen Stern. Kat liest lieber Sylvia Plath statt Hemmingway, spielt Scoccer, also diesen exotischen, europäischen Fußball, und durchschaut das ganze vorpubertäre Spiel. (Wobei auffällig ist, dass die ganze Geschichte so asexuell und unkörperlich ist, wie es nur der Hollywoodfilm sein kann.)

Schwesterlein Bianca hingegen ist die liebliche hohle Nuß, auf deren Äußerlichkeiten andere Schönlinge wie das Unterhosen-Model Joey reinfallen. Und jetzt kommt Shakespeares Clou, festgelegt durch den alleinerziehende Vater, der als Arzt Tag für Tag mit ungewollten Schwangerschaften (anderer) konfrontiert ist: Bianca darf erst, wenn es auch Kat tut, die es nicht tun will, weil sie früh gelernt hat, "nicht etwas zu tun, nur weil es andere auch tun". So arrangiert Cameron den Plan, Kat mit einem gekauften Verehrer dazu zu bringen, es zu tun, auszugehen nämlich. Der Rest ist Gähnen inklusive obligatorischem Prom-Finale. (Wieso endet nicht jeder zweite deutsche Film mit der Abifeier, dann machten wir auch mehr Kinokasse.) Der ach so wilde Pat verliebt sich in die ach so wilde Kat, keiner ist mehr richtig rebellisch, Joey läßt noch mal richtig das Arschloch raushängen, damit es auch die hirnlahme Bianca merkt und doch lieber den kleinen, süßen Cameron nimmt.

Diese Zähmung der Widerspenstigen mit Mädchenpop und anderer Teenie-Simplizität - das ist Shakespeare fürs Oberflächliche. Adriano Celentano hat das auch schon mal verbrochen. Für den Film sprechen ein paar wenige, originelle Ideen: die Direktorin ist beispielsweise damit beschäftigt, erotische Romane in ihr Macintosh Powerbook zu hacken und bedient sich dabei der Worte und Ideen von regelmäßig vorbeischauenden, suspendierten Schülern. Vor allem jedoch die Kameraarbeit erhebt sich in unpassende Qualitätsbereiche. Das erweckt ungefähr den Eindruck eines simplen, seriellen Mittelstreifens, der von Renoir auf die Straße gepinselt wurde.


Eine Kritik von Günter H. Jekubzik

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