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Tortenwürfe und Zensur


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Berlin. Jetzt ist die Berlinale als Filmfestival komplett: Neben Filmen und Stars gab es auch einen deftigen Skandal komplett mit Tortenwurf.

Zum zweiten Male in der Geschichte des Europäischen Filmmarktes wurde ein Beitrag zensiert. Das heißt die sehr eingeschränkte Markt-Öffentlichkeit von Filmkäufern durfte den Kurzfilm "Cream and Punishment at the 49th Festival of Cannes" nicht in der geplanten Vorführung sehen. Geht es Sex, geht es um Neonazis wie im bisher einzigen zensierten Marktfilm? Nein, der belgische Filmemacher Jan Bucquoy - bekannt von "Das wahre Sexualleben der Belgier" - zeigte nur, wie eine berüchtigte Gruppe belgischer Filmemacher eine Sahnetorte ins Gesicht von Daniel Toscan du Plantier schmeißt. Der Anschlag gegen den einflußreichen Präsidenten von Unifrance Film International sollte ein dadaistisch inspirierter Protest gegen das Filmestablishment sein.

Das Aufführungsverbot führte zum heftigen Wortwechsel zwischen Bucquoy und der Marktchefin Becki Probst. Erneut flog eine Sahnetorte: Der provokative Spätdadaist machte aus dem Verbot eine Performance und spielte den fünfminütigen Film komplett nach. Da er alle Rollen übernahm, landete die Torte in seinem eigenen Gesicht. Bucquoy behauptet, die Zensur ginge auf eine Einflußnahme des Wurfopfers beim Berliner Festivalchef Moritz de Hadeln zurück: Toscan du Plantier hätte damit gedroht, alle französischen Filme vom Festival zurückzuziehen.