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Im Prinzip Familie

D 2024 R: Daniel Abma, 91 Min.

Niklas sitzt mit Erzieherin Antje am sommerlichen See. Es ist ein
Abschied, aber nicht für immer. »Ich werd Sie sowieso nochmal besuchen
kommen, mit Kuchen.« Fünf Jahre hat Niklas in der Wohngruppe gelebt,
gelacht und manchmal auch geweint. Kelvin hat wie jedes der Kinder viele
Gesichter: Mal knuddelig beim Ausblasen eines Straußeneis, mal aggressiv
wie bei seiner Schimpfkaskade im Bus. Die Kamera hält all das fest, die
schönen ebenso wie die stressigen Momente. Der Film folgt Kelvin und
Niklas bei ihrem Ringen um Liebe, aber auch dem Betreuerteam im
alltäglichen Kampf mit Traumata, Enttäuschungen, Behörden und Eltern,
die teils selbst enorme Last auf ihren Schultern tragen.

Rund 200.000 junge Menschen wachsen in Deutschland außerhalb der eigenen
Familie in Wohngruppen und Pflegefamilien auf. Die stationäre Kinder-
und Jugendhilfe ist dabei für viele mehr als nur eine Ersatzfamilie.
Regisseur Daniel Abma hat die Bewohnerinnen und Bewohner einer
Einrichtung mit der Kamera begleiten. Mit behutsamem Vorgehen gelingt es
ihm, die Emotionen der beteiligten Personen und die Stimmung vor Ort
spürbar zu machen, obwohl das Thema sensibel, die Protagonisten
besonders schutzbedürftig sind. Ein ergreifendes Gesamtbild mit
spannenden Einblicken, das die menschlichen Dramen authentisch erfasst,
ohne dabei die Hoffnung zu verlieren. Dafür wurde „Im Prinzip Familie“
beim Dok Leipzig im vergangenen Jahr mit drei Preisen ausgezeichnet.
Dort feierte bereits Abmas Erstling »Nach Wriezen« über die schwierige
Resozialisierung straffällig gewordener Jugendlicher, seine Premiere.
Mit »Prinzip Familie« schließt sich ein Kreis, denn einige der Kinder
der ehemaligen Häftlinge sind nun selbst in Jugend-Einrichtungen wie
dieser gelandet.


Ein FILMtabs.de Artikel