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Caught by the Tides

Der international gefeierte chinesische Regisseur Jia Zhang-Ke kehrt vier Jahre nach seinem letzten Spielfilm mit einem Remix von zum Teil 20 Jahre altem Filmmaterial ins Kino zurück. Die lose Handlung um seine Lieblingsschauspielerin und Ehefrau Zhao Tao zeigt vor allem dokumentarisch den rasanten Wandel Chinas.
Bereits Jia Zhang-Kes Debütfilm „Pickpocket“ wurde mehrfach ausgezeichnet, 2006 gewann „Still Life“ den Goldenen Löwen in Venedig und 2013 wurde „A Touch of Sin“ in Cannes für das beste Drehbuch prämiert. „Caught by the Tides“ zeigt nun Zhao Tao als Qiao mit „Resten“ aus den letzten beiden Filmen als Sängerin in ihrem Heimatdorf, bei der Begegnung mit Bin (Zhubin Li) und auf der Suche nach ihm rund um die Arbeiten am Drei-Schluchten-Damm, dem größten Stausee der Welt. Im dritten, neu gedrehten und deutlich von Corona beeinflussten Teil kehrt Bin zurück.
Diese fragmentarische Handlung bleibt schon deshalb nebensächlich, weil Qiao nie ein Wort spricht. Auffälliger sind die Musiknummern aus chinesischem Rock, traditionellen Liedern und Popsongs verschiedener Epochen, darunter eine Coverversion von „Dschingis Khan“. Der Drei-Schluchten-Damm oder Feiern rund um die Vergabe der Olympischen Spiele an Beijing stellen historische Eckpunkte dieser zwei Jahrzehnte dar. Die Entwicklung wird in poetischen Momenten verdichtet, wie die lange Zeitlupenfahrt von der Rikscha zum modernen Auto.
„Caught by the Tides“ ist eines jener filmischen Langzeitprojekte, die trotz fiktionalen Kerns immer stark dokumentarisch sind. Vergleichbar mit Richard Linklaters „Before…“-Trilogie oder seinem „Boyhood“, der seinen Protagonisten 12 Jahre lang begleitet. Faszinierend, weil man der Zeit bei der Arbeit in den Gesichtern zusieht. Stückwerk ist Jia Zhang-kes Remix aus altem Spielfilmmaterial und dokumentarischen Szenen für Fans seiner Filme reizvoll und in der realen Alterung der Darsteller sogar anrührend, interessant als Dokument eines rasanten Wandels in China, aber nur bruchstückhaft als Geschichte einer resilienten Frau im Strom der Zeit.
„Caught by the Tides“ (China 2024) Regie: Jia Zhang-Ke, mit Zhao Tao, Zhubin Li, Pan Jianlin, 111 Min., FSK: ab 12.
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- Publiziert von:
- Günter H. Jekubzik, 10.05.2025 / 10:57
- Rubrik:
- Kritiken GHJ
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