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M.C. Escher – Reise in die Unendlichkeit

Niederlande 2018 (Escher – Het Oneindige Zoeken) Regie: Robin Lutz 80 Min.

Das Werk des niederländischen Grafikers M. C. Eschers (1898-1972) ist in Kunst und Popkultur allgegenwärtig. Die Treppen, die gleichzeitig aufsteigen und hinabgehen, um sich in einem Kreis zu verbinden, tauchen in Christopher Nolans Film „Inception“ auf. Metamorphosen, in denen sich Vögel zu Fischen und wieder zu Vögeln transformieren, Figuren, die sich in 2D-Schablonen verwandeln, um wieder plastisch zu werden. Paradoxe Landschaften und surreale Stadtszenen begeistern Menschen weltweit und ziehen sie in Escher-Ausstellungen.

Diese Dokumentation von Eschers Landmann Robin Lutz erzählt auf der Basis von Eschers Briefen, Notizen und Kommentaren dessen Leben nach und ergründet kunsthistorisch die Entwicklung des phänomenalen Werkes. Zu Bildern von der heutigen Begeisterung bei Ausstellungen beklagt sich Escher über die inflationäre Vermarktung seiner Druckmotive. Legendär ist eine Anfrage von Mick Jagger für ein Plattencover, die resolut vom Künstler abgelehnt wurde. Bei frühen Drucken aus der Toskana, seiner Heirat in Viareggio (1924) sucht der Film aufwendig die Perspektiven der Grafiken wieder auf. 1935 verlässt die Familie Escher Italien, damit ihr zehnjähriger Sohn nicht als Faschist unter Mussolini aufwächst. Man reist in die Schweiz, nach Spanien und Belgien. Begleitet im Kommentar, gesprochen durch Matthias Brandt (im Original: Stephan Fry), von Gedanken etwa über die Mühen, ein kleines Stück Felsen mit Blumen zu zeichen, denn „er will nicht mit Farben arbeiten“.

Die Alhambra in Granada inspiriert Escher zu seinen Mosaik-Motiven, er verbindet das Gegenständliche mit dem Abstrakten. Es ist schon ein großes Vergnügen, die Erinnerungen Eschers mit den betreffenden Drucken zu vergleichen. Ein paar Animationen versuchen, die Gedankenwelt Eschers nachzuzeichnen, zu deren Wiedergabe er sich selbst außerstande erachtete. Besonders nett, wenn Escher sich Filme ausmalt, aber meint, die würden niemanden interessieren. Wobei diese tolle Dokumentation deutlich macht, dass dies sehr wohl der Fall ist. Passend gibt es selbstverständlich Musik von Bach und auch Erinnerungen der Kinder, etwa an den Geruch der Drucktinte. Zum Glück ansonsten keine Menschen, die ihren Kommentar dazu abgeben müssen. Nur Graham Nash, der Musiker von Crosby, Stills, Nash and Young darf seine Bewunderung ausdrücken.

„M.C. Escher – Reise in die Unendlichkeit“ ist lehr- und ideenreich, humorvoll und raffiniert. Nicht nur ein schöner kunsthistorischer Spaß, sondern auch für bislang von Escher Unberührte eine tolle Entdeckungsreise mit viel Augen-Kitzel und Gedanken-Futter.


Ein FILMtabs.de Artikel