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Frau Stern

BRD 2018 Regie: Anatol Schuster, mit Ahuva Sommerfeld, Kara Schröder, Nirit Sommerfeld 82 Min. FSK ab 12

Frau Stern (Ahuva Sommerfeld) hat keine Lust mehr. Alles ist nur noch mühselig für die 90-Jährige. Dabei ist sie für ihr Alter noch recht fit. Viel zu fit, wenn es nach ihr ginge. Der Arzt rät ihr mit dem Rauchen aufzuhören. Dafür sei es doch jetzt nun auch zu spät. Und überhaupt, wenn sie das KZ überlebt hat, werden sie auch die Zigaretten nicht umbringen. Also muss sie einen anderen Weg finden. Eine Waffe wäre gut, doch woher soll sie die bekommen? Vielleicht kann ihre Enkelin Elli (Kara Schröder) helfen. Oder der freundliche Türke (Murat Seven) aus dem Kiez, der ihr immer die Haare schneidet und sie mit Gras versorgt. Mit viel tiefschwarzem Humor erzählt Anatol Schuster seine tragikomische Berlin-Ballade. Aber auch ebenso feinsinnig und ohne Brachialkomik. Die Einstellungen sind lang, die Last des Lebens auf Sterns Schultern spürbar. Die 80-jährige Ahuva Sommerfeld spielt sie mit Berliner Schnauze und grimmigem Humor, aber auch viel Wärme. Es ist ihr erster und auch letzter großer Auftritt. Sie ist die Seele des kleinen No Budget-Films, den Schuster und sein Team in wenigen Tagen realisierten. Gerade noch rechtzeitig: Kurz nach den Dreharbeiten verstarb Ahuva Sommerfeld. „Frau Stern“ bleibt. Die Premiere beim Max Ophüls Preis Filmfestival erlebte sie noch, die Ehrung als beste Schauspielerin beim „achtung berlin – new berlin film award“, wo „Frau Stern“ auch als bester Spielfilm ausgezeichnet wurde, konnte Ahuva Sommerfeld jedoch nicht mehr entgegen nehmen. Mit seinem Film schuf Anatol Schuster eine Huldigung, eine Würdigung, maßgeschneidert für seine Heldin – und eine angenehme Ausnahme unter den deutschen Filmproduktionen.


Ein FILMtabs.de Artikel