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Roads

BRD, Frankreich 2018 Regie: Sebastian Schipper, mit Fionn Whitehead, Stéphane Bak, Moritz Bleibtreu 99 Min. FSK ab 6

Der sehr naive Engländer Gyllen (Fionn Whitehead) klaut zur Feier seines 18. Geburtstags beim Familienurlaub in Marokko das Wohnmobil seines Stiefvaters. Nur blöd, dass er für den Weg zum leiblichen Vater (Ben Chaplin) in Frankreich keinen Führerschein hat. So landet der gleichaltrige William (Stéphane Bak) aus dem Kongo auf dem Weg über Spanien hinterm Steuer. Obwohl der als Flüchtling gar keine Papiere hat. Der deutsche Rasta-Man (Moritz Bleibtreu), den Gyllen für die Grenzpassage per Fähre bei Ceuta anheuert, klaut gleich den ganzen Camper, ohne von William zu wissen, der auf der Toilette versteckt ist.

Eine ganze Menge verrücktes Abenteuer auf dem Road Movie zu Gyllens Vater und später zu Williams Bruder im Flüchtlingslager „Dschungel“ bei Calais. Doch es sind nicht die genretypischen Wendungen und Fluchten, es sind die Zwischentöne, die auch bei diesem Film von Sebastian Schipper fesseln und begeistern. Der Schauspieler („Toni Erdmann“, „Drei“, „Winterschläfer“) ist mit „Victoria“ (2015), „Mitte Ende August“ (2009) und „Absolute Giganten“ (1999) bisher viel zu selten Regisseur gewesen. Denn er gehört zu den besten, die wir haben!

Gyllen wird immer wieder reingelegt, hat aber auch den jugendlichen Optimismus, einfach weiter zu machen. Der Riesen-Batzen Hasch, den der deutsche Rasta in der Toilette versenkt hatte, entspannt die beiden Jungs und braucht im weiteren Film nicht für Spannung zu sorgen. Schipper hat ein besonderes Gefühl für den „flow“ des Miteinander, die Handlung fließt durch Europa, nebenbei angetrieben von den motorisierten Gefährten, die Gyllen gerne von den Vätern übernimmt. Den Ernst liefern die Realitäten um die verwöhnten und die existentiellen Fluchten im zweiten, fast dokumentarischen Teil des Films. Wie oft bei Tony Gatlif folgen die Straßen der Figuren der Migration von Süd nach Nord.

Einfache, ins häufige Dunkel gesprochene Begriffe, was sie sein wollen und was nicht, charakterisieren die beiden sehr verschiedenen Jungs, die Freunde werden. Die Bilder der exzellenten Kamera von Matteo Cocco sind ein Genuss.


Ein FILMtabs.de Artikel