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Greta (2018)

Irland, USA 2018 Regie: Neil Jordan, mit Isabelle Huppert, Chloë Grace Moretz, Maika Monroe 98 Min.

Start: 16.5.2019

Greta ist klasse! Weil sie als Galionsfigur einer Jugendbewegung der verkrusteten Politik aufzeigt, wo es hingehen muss. Nicht diese Greta Thunberg? Egal: Greta ist klasse, weil Greta als Schauspielerin und Regisseurin das verkrustete Filmgeschäft mit leidenschaftlichen und klugen Filmen belebt. Wie auch nicht Greta Gerwig? Ok, „Greta“ als Film von Neil Jordan ist überhaupt nicht klasse.

Altmeister Neil Jordan realisierte im letzten Jahrtausend einige spannende, intensive und bewegende Geschichten, immer mit einer Extra-Lage unter der Handlung: „Butcher Boy“ (1997), „Michael Collins“ (1996), „Interview mit einem Vampir“ (1994). Er gewann einen Oscar, den Goldenen Löwen und einen Silbernen Bär. „The crying game“ (1992) vor dem Hintergrund des irischen Bürgerkriegs war sein bekanntester Film. Aus dieser Zeit scheint auch die Idee für „Greta“ zu stammen. Wie in „Fatal Attraction“ oder „Single White Female“ verkraftet eine Frau die Trennung nicht und es ergibt sich ein Psychothriller mit Stalkerin.

Diesmal ist Isabelle Huppert (wieder) die seltsame Frau. Ihre ungarische Klavierspielerin (sic!) Greta Hideg hat in einer Metro New Yorks die Handtasche vergessen und die freundliche junge Frances (Chloë Grace Moretz) bringt sie ihr nach Hause. Frances hat kürzlich ihre Mutter verloren und Greta vermisst die Tochter, so treffen sich die ungleichen Frauen ein paar Mal. Frances’ Mitbewohnerin Erica (Maika Monroe) findet das etwas seltsam, aber richtig unangenehm wird es, als Frances in der dunklen, abgelegenen Wohnung ganz viele Handtaschen entdeckt, die junge Frauen anlocken sollen. Ja, diese „Cruella“ hat ein paar Leichen im Keller.

Erst einmal kommt Frances davon, doch nun greift einfallslose Routine dem Film an die Kehle. Die einsame alte Frau stalkt von nun an aufs Heftigste. Wie ein Gespenst steht sie auf der Straße, taucht bei der Arbeit und bei Frances zuhause auf. Mit Liszt und Tücke übernimmt sie die Kontrolle, bis sich das verängstigte und verstörte Mädchen völlig eingesperrt fühlt. Die letzte Viertelstunde bringt etwas Spannung, Action und eine Fingerspitze Splatter. Leider kippt dabei das Dramatische immer ins Alberne ab.

Das Erwartbare eines Stalking-Thrillers wird vom Iren Neil Jordan mit ideal besetzter Huppert und schwacher Chloë Grace Moretz solide inszeniert. Da ist sogar der Part der oberflächlichen Mitbewohnerin Erica von Maika Monroe vielversprechender. Stephen Rea, der Hauptdarsteller aus „The crying game“ muss als Detektiv übrigens für seine gute Schnüffler-Nase büßen. Ansonsten kein besonderer Twist, keine neue Inszenierungs-Idee, keine weiteren Ebenen, keine Ãœberraschungen. Nur Steigerung des Stalking-Wahnsinns. Diese „Greta“ kann man vergessen, die anderen jedoch…


Ein FILMtabs.de Artikel