« | Home | »

Ray & Liz

Großbritannien 2018 Regie: Richard Billingham, mit Ella Smith, Justin Sallinger, Joshua Millard-Lloyd 108 Min. FSK ab 12

Der britische Fotograf Richard Billingham ging in seinem Werk schon immer offensiv mit seiner Herkunft um. Bereits in seinen ersten öffentlich ausgestellten Bildern porträtierte er seine Eltern, den hageren Ray und die übergewichtige Liz, in einem Dunst aus Zigarettenqualm, der die Tapetenfetzen an der Wand und die Vorhänge am Fenster gleichermaßen gelb färbte. Das Kapitel seiner Vergangenheit konnte der heute gefeierte Künstler nie schließen. In seinem Regiedebüt kehrt er nun viele Jahre später zurück in die Wohnung in Birmingham. In drei verschiedenen Zeitebenen rekonstruiert er die Erinnerungen. Dabei nimmt er die Perspektive des Beobachters ein, ein Protagonist seiner Erzählung schält sich aber kaum aus der episodenhaften Handlung heraus. Es sind eher die wiederkehrenden Elemente, die bleiben: Armut, Alkohol, Katharsis und eine völlige Abwesenheit von Liebe. Er und sein Bruder Jason sind auf sich allein gestellt. Die Eltern weiden sich an ihrem eigenen Elend. Hin und wieder kommt ein Familienmitglied vorbei und nimmt Teil daran. Und immer läuft der Fernseher, die »Lebenserhaltungssystem«, wie Billingham es bezeichnet. »Ray & Liz« ist ein hässlicher Film und man merkt, dass dem Fotografen das Medium nicht so vertraut ist. Die Einstellungen sind schmerzhaft lang. Die Episoden lose miteinander verknüpft. Und doch brennen sich die Bilder ins Gedächtnis wie die Zigaretten in die fleckige Couch.


Ein FILMtabs.de Artikel