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Vorhang auf für Cyrano

Frankreich 2019 (Edmond) Regie: Alexis Michalik, Thomas Solivérès, Olivier Gourmet, Mathilde Seigner 113 Min. FSK ab 0

»Cyrano de Bergerac« ist ein französisches Nationalheiligtum. Fast fünfzig mal verfilmt und hundertfach auf den Bühnen des Landes aufgeführt, zählt er zu den beliebtesten Figuren der Theatergeschichte. Im Kino schlüpfte zuletzt Gerard Depardieu 1990 in die Rolle des wortgewandten Fechters, vielfach wurde die Geschichte des verhinderten Liebhabers zitiert, sei es im amerikanischen Rom-Com-Kino (»Roxanne«) oder wie letztes Jahr in dem deutschen Teeniefilm „Das schönste Mädchen der Welt“. Aber wer steckt hinter der Geschichte des begnadeten Poeten, der aufgrund von Scham vor seinem überproportionierten Riechkolben einen tumben Schönling vorschickt, um seiner Angebeteten den Hof zu bereiten? Es ist der aus einfachen Verhältnissen stammende Bühnenautor Edmond Rostand, dessen Geschichte der französische Regisseur Alexis Michalik hier in seinem Filmdebüt erzählt. Dabei reichert er die biographischen Fakten selbst mit Motiven der Geschichte an. Der unsichere Edmond (Thomas Solivérès, zuletzt als Spirou zu sehen) hat einige vielversprechende Bühnenstücke geschrieben, der große Durchbruch blieb ihm jedoch bislang verwehrt. Da erhält er den Auftrag, für den gefragten Theaterdarsteller Constan Coquelin (herrlich eitel verkörpert von Olivier Gourmet) ein Stück zu schreiben. Die Aufregung versetzt nicht nur seine schwache Pumpe in lebensbedrohliche Schlagzahl, sondern setzt auch kreative Geistesblitze frei, die befeuert werden, als er für seinen Freund, den Schönling Léo (Tom Leeb) die unnahbare Jeanne (Lucie Boujenah) mit Worten umgarnen soll – und sich natürlich selbst verliebt. Michalik macht daraus ein turbulentes Boulevardstück, märchenhaft und charmant, dass kaum zur Ruhe kommt, dabei jedoch glänzend unterhält.


Ein FILMtabs.de Artikel