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Vom Lokführer, der die Liebe suchte

BRD 2018 Regie: Veit Helmer, mit Miki Manojlović, Denis Lavant, Maia Morgenstern, Paz Vega 90 Min. FSK ab 6

„Vom Lokführer, der die Liebe suchte“ – das klingt nach Gefühl und Poesie in vollen Zügen. Doch hinter der schönen Fassade von Veit Helmers Balkan-Märchen läuft ein alter Diesel-Motor. Besserer Titel: Vom alten Mann, der die Frau mit der passenden Körbchengröße suchte.

Veit Helmer erzählt gerne wortlos mit Bildern und auch dieses Bild prägt sich wieder ein: Wenn der Zug durch Bakus ärmlichen Vorort Shanghai fährt, heißt es, Schachtische einklappen, Wäscheleinen einziehen und Kinder reinholen. So eng ist die Gasse der Schienen zwischen den Häusern, dass einige in die Haustür springen müssen, wenn der Zug kommt. Ein kleiner Junge warnt vorher, indem er mit seiner Pfeife rennend den Zug ankündigt.

Klar, dass die Lok trotzdem einiges mitnimmt, mal ein Betttuch, mal einen roten Ball. Und der Lokführer (Miki Manojlovic) ist ein gutherziger Mann, der abends immer alles zurückbringt. Nur diesen einen Spitzen-Büstenhalter, den er schon vorher in einem Fenster erspähte, den behält er bis nach seiner Pensionierung. Und dann zieht er von seinem Bergdorf in die emsige Gasse, um die Frau zu finden, der dieser BH passt.

Ja, dies ist ein umgekehrtes Aschenputtel, und dementsprechend ist der BH mal zu klein, mal wider erwarten zu groß, wenn sie ansonsten Push Up trägt. Mal schlagen ihm die Frauen mal die Tür vor der Nase zu, mal wollen sie ihn gar nicht mehr weglassen, was leidlich komisch sein soll. Was das auch für eine bescheuerte Idee ist, wird spätestens bei der Parade gescannter Brüste klar, als der Lokführer einen Mammographie-Röntgenbus kapert. Die passende Körbchengröße einer Frau ohne Gesicht als gesuchte Liebe zu verkaufen, darauf muss man erst mal kommen!

Aber Veit Helmer („Tuvalu“, „Tor zum Himmel“) kommt bei seinem Balkan-Märchen ohne Sprache noch auf andere Dinge, und die sind zumindest nett anzusehen. Der stille Held durchwandert auf dem Heimweg ein idyllisches Tal, darüber liegt ein malerisches Dorf und auch die Armut sieht in diesen Bildern sehr reizvoll aus. Der aus Kusturicas „Underground“ bekannte Hauptdarsteller Miki Manojlovic steht für den Spaß an einfachen, skurillen Balkan-Geschichten, in denen die Geschlechter-Verhältnisse für die Männer noch übersichtlich sind. Diese erstaunlich wenig anzügliche Poesie der Skurrilität rettet sich am Ende damit, dass der passende Busen nicht gefunden wird, dafür aber ein Freund.


Ein FILMtabs.de Artikel