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Ein königlicher Tausch

Frankreich, Belgien 2017 (L’Echange des Princesses) Regie: Marc Dugain, mit Lambert Wilson, Anamaria Vartolomei, Olivier Gourmet, Catherine Mouchet 100 Min.

Frieden machte man früher nicht mit Abrüstung, man verheiratete. So ein besonderer Fall grenzüberschreitender Frieden-Verbindungen ergab sich 1721 zwischen Frankreich und Spanien nach zwölf Jahren Krieg und Millionen von Toten.

Regent Herzog Philipp von Orléans (Olivier Gourmet) will den elfjährigen französischen König Ludwig XV. mit der erst vier Jahre alten Tochter des spanischen Königs (Lambert Wilson), Infantin Maria Anna Victoria, verheiraten. Im Gegenzug soll die Tochter Philipps, die zwölfjährige Louise Elisabeth, die Gemahlin des jungen spanischen Thronfolgers Don Luis werden. Der Austausch der beiden Prinzessinnen findet auf einer Insel an der Grenze zwischen beiden Ländern statt.

Den steifen Formalien sucht vor allem die lebenslustige Tochter des Regenten zu entkommen. Doch Don Luis spürt zwar die Erregungen eines Jünglings, weiß aber nichts damit anzufangen. Derweil begeistert in Frankreich die kleine Infantin als Püppchen, das allerdings „erst“ in zehn Jahren die Ehe vollziehen kann. Seine Höflinge versuchen Ludwig von den Vorzügen der Jagd und der Liebe unter Männern zu überzeugen.

Es ist überdeutlich, wie wenig die Kinder und Jugendlichen miteinander anfangen können. Der Thronfolger bespricht die scheinbar verbreiteten Probleme mit zu jungen Gattinnen bei der Jagd mit den Kumpels vom Adel. Nachdem in beiden Ländern die Thronfolge schneller als geplant eintritt, gibt es schnelle Anatomie-Nachhilfe.

Der vertraute Dardenne-Darsteller Olivier Gourmet zeigt im Kostüm des Regenten von Frankreich ein anderes eindrucksvolles Gesicht. Lambert Wilson hingegen, agiert als lustvoller und sich selbst kasteiender Philipp V. reichlich übertrieben. Über allem schwebt immer eine Ahnung von den Schrecken der kaum beendeten Kriege.

Nach dem Roman von Bestsellerautorin Chantal Thomas („Leb wohl, meine Königin!“) inszeniert Marc Dugain diese Fußnote der Geschichte wie einen typischen Kostümfilm mit einem Hauch von Realität bei der spürbaren Länge der Entfernungen über matschige Waldwege, mit einem „Stuhlgang“ direkt bei Tische. Dass die vier Kinder kein eigenes Leben haben können, wird deutlich. Doch ist das jetzt wirklich interessant? Oder relevanter als die heutige Hofberichterstattung? Müssen wir uns wirklich um eine Maggie oder Meghan sorgen? So bleibt „Ein königlicher Tausch“ ein hübsches, dekoratives Kostümbild ohne Nachwirkung.


Ein FILMtabs.de Artikel