« | Home | »

Mein Bester & Ich

USA 2017 (The Upside) Regie: Neil Burger mit Bryan Cranston, Kevin Hart, Nicole Kidman 126 Min.

Das ziemlich bescheuertste Remake ist dies noch nicht, dafür sorgt Til Schweiger in einem Monat mit „Head full of Honey“, der amerikanischen Version von „Honig im Kopf“. Doch auch die Hollywood-Nachmache des französischen Hits „Ziemlich beste Freunde“ ist ziemlich unnötig und peinlich.

Eigentlich ist alles so gleich nachgemacht, dass man dem Nachbau von „Ziemlich beste Freunde“ nur als Auswuchs von dummen Nationalismus bezeichnen kann: Der vorbestrafte Schwarze Dell (Kevin Hart) landet bei der Jobsuche in der Welt des querschnittsgelähmten, weißen Milliardärs Philip (Bryan Cranston) und wird vom unzuverlässigen Hallodri zum Freund und Quell neuer Lebensfreude.

Selbst wenn man den naiven Sozial-Kitsch des rätselhaft erfolgreichen Originals akzeptiert, hier heißt es: Wiedersehen macht ärgerlich! Gleich ganze Szenen wurden mit us-amerikanischen Schauspielern in New York nachgedreht: Von Dells Raserei mit einem protzigen Penisverlängerungs-Automobil, die gegenüber den Polizisten als medizinischer Notfall für Philip auf dem Beifahrersitz ausgegeben wird, über die Geburtstagsparty im Millionärs-Gebäude, die durch Dells Pop-Musik aufgemischt wird. Dass der Umgang von Schwarz und Weiß in den USA ein ganz anderer als in Frankreich ist, wurde geflissentlich übersehen und in den USA heftig kritisiert. Gleiches gilt für den Gegensatz arm und reich.

Besonders rätselhaft am ganzen Konstrukt ist die Besetzung mit Kevin Hart, der aktuell als Abschaffer der Oscar-Moderation bekannt ist. Der Blödel-Komödiant („Night school“, „Jumanji“, „Die Trauzeugen AG“) hat nur einen Bruchteil der Ausstrahlung von Omar Sy aus dem französischen Original. Dies mag eine von Harts besseren Schauspiel-Leistungen sein, sie ist immer noch unangenehm grob und klamaukig. Bryan Cranston kann mehr und zeigt in seiner auf den Kopf beschränkten Rolle auch zeitweise etwas davon. Nicole Kidman erstaunt als Philips Assistentin und heimliche Liebe Yvonne Pendleton wieder mit der einmaligen Fähigkeit, völlig unterschiedliche Filme mit den immer gleichen Gesichtsausdrücken vereisen zu lassen.

Der Sinn solcher dummer Nachbauten ist angesichts derartiger Remake-Unfälle fraglicher denn je: Sind wir wirklich nicht in der Lage, Geschichten von Menschen in anderen Ländern mit anderen Sprachen zu folgen? Sind wir so ignorant, dass wirklich alles immer so aussehen muss, wie bei uns vor der Haustüre? „Mein Bester & Ich“ kann man am besten mit der kommenden Til Schweiger-Katastrophe „Honey“ in einen Sack schmeißen und irgendwo vergessen.


Ein FILMtabs.de Artikel