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The Boy Who Harnessed the Wind

Großbritannien 2018 Regie: Chiwetel Ejiofor, mit Chiwetel Ejiofor, Maxwell Simba, Lily Banda, Noma Dumezweni, Aïssa Maïga 113 Min.

Und wieder das Thema Netflix, nach „Roma“ wieder anlässlich eines besonderen Films, einer Erweiterung des Kinos, die unter klassischen Produktionsbedingungen nicht entstanden wäre: Schauspieler Chiwetel Ejiofor („12 Years a slave“) adaptierte für sein Regiedebüt den autobiografischen Roman von William Kamkwamba und spielt zudem den Vater des jungen Helden. Der afrikanische Film „The boy who harassed the wind“ beschäftigt sich nicht nur mit den Folgen von Klimawandel und zunehmender Industrialisierung, sondern zeigt auch den Zusammenhang von Armut und den Wert von Bildung als Gegenmittel.

Ein Dorf in Malawi am Anfang der 90er Jahre. Das Leben von der Landwirtschaft darbt vor sich hin. Trotzdem finanziert die Familie den Schulbesuch des 13-jährigen William. Er ist ein kleines autodidaktisches Genie, das die Radios des ganzen Dorfes repariert. Als die Einkünfte nicht mehr reichen, verkaufen andere Bauern den Wald des Dorfes, was den Wassermangel nur vergrößert. So reicht es bald nicht mehr für das Schulgeld, aber William studiert heimlich in der bescheidenen Bibliothek. Er will eine Windmühle konstruieren, um damit ein Bewässerungssystem anzutreiben. Er braucht dafür allerdings das Fahrrad seines Vaters. Derweil wird der Hunger extrem, die Nachbarn prügeln sich um etwas Mehl oder Mais. Von korrupten Politikern ist selbst im Wahlkampf keine Hilfe zu erwarten.

Wie Windenergie Leben retten kann, wäre auch noch lehrreich für Traditionalisten in Europa, die lieber Kohle verheizen als das schadstofffreie Geschenk des Windes zu nutzen. Chiwetel Ejiofor Debütfilm schafft es aber zudem, ein ganzes Bündel an Themen und Entwicklungen in eine mitreißende Erzählung zu bringen. Die kontraproduktive Wirkung von Schulgeld, Klimaprobleme, Landflucht, Vater-Sohn-Konflikt und mehr. Die tollen Bilder der ganz außerordentlich guten Kamera von Dick Pope bringt die Zuschauer vor Ort, lässt in die Umbra-Farben eintauchen, den Staub schmecken und den Wind spüren.

Filmisch könnte man übrigens eine Verbindung zu Jean Rauchs Dokumentation „Madame L’Eau“ aus dem Jahr 1992 legen, einem Meilenstein des ethnografischen Films. Damals sorgte die Windrad-Technik der Niederländer für die Bewässerung in Niger.

Der endlosen Reihe „Schauspieler auf dem Regiestuhl“ fügt „The Boy…“ ein besonders gelungenes Kapitel hinzu. Es ist ab dem 1. März auf Netflix zu sehen.


Ein FILMtabs.de Artikel