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Creed II

USA 2018 Regie: Steven Caple Jr., mit Michael B. Jordan, Sylvester Stallone, Tessa Thompson, Dolph Lundgren, Florian Munteanu 130 Min.

Nach dem Dschungelcamp kommt wieder Rocky. Ist das ein weiterer Niedergang für Brigitte Nielsen? „Crew II“, das zweite Nachtreten in der unendlichen Kino-Prügelei „Rocky“, ist Remake und Fortsetzung, aber vor allem ein Familienfilm, der eigentlich Disney interessieren sollte. Ansonsten zeigt sich schnell, weshalb der deutsche Filmverleiher Kritiken verbieten will.

Da sitzt der alte Mann mit Hut vor dem Fernseher und schaut sich an, wie sein Zögling Adonis Creed (Michael B. Jordan) zusammengeschlagen wird. Und was sieht Sylvester Stallone als gealterter Trainer Rocky Balboa? Creed wird ausgerechnet vom Sohn des Russen verdroschen, der einst Adonis’ Vater Apollo zu Tode prügelte.

Es wäre auch ohne die Doppelung von „Rocky IV“ Standard, dass der Held lernen muss, mit Niederlagen umzugehen. Auch die Trennung im Zorn vom altgedienten Trainer kommt so überraschend wie die aufgeplatzte Augebraue. Selbstverständlich wird Rocky zu Creed zurückkehren und findet ihn bei dessen Mutter! Ja, Adonis Creed wird zwar in den ersten Film-Minuten Weltmeister, ist aber immer noch ein unsicherer junger Mann. Sein Heiratsantrag bei der Sängerin Bianca (Tessa Thompson), die hier die Hosen anhat, verläuft witzig ungeschickt wie beim einem Teenager.

Es gibt eine Menge Szenen mit Mamas und Papa, selbst der neue Gegner, Viktor Drago (der echte Boxer Florian Munteanu) prügelt sich nur wegen des verbitterten Papas und Trainers Ivan Drago (Dolph Lundgren, siehe „Rocky IV“). Während alle ältere Leute, selbst Rocky, angesichts dieses neuen Duells nur den Kopf schütteln, verdient dieses Niveau mangelnder Konfliktbewältigung einfach die Prügelstrafe. Immerhin kommt im Finale wenigstens kurz der Gedanke auf, nicht die Fehden der Väter weiter zu führen, nicht den Kalten Krieg noch mal aufzuwärmen. Aber autsch, das Nachdenken tut echt weh, schlagen wir lieber noch einmal zu. Dabei ist es geradezu lächerlich, dass der große starke Kerl Drago das Handtuch wirft, als seine Exfrau (Nielsen) den Ringkampf verlässt. Hauen die sich wirklich nur wegen ihrer Mütter die Birnen zu Brei?

Die Box-Fans werden sich über so viel Familien- und Kinderkram beschweren, auch wenn sie mit der Schläger-Familie Balboa seit dem ersten „Rocky“ 1976 aufgewachsen sind. Was im ersten „Creed“ unter der Regie von Ryan Coogler („Black Panther“) noch als Mischung von Remake und frischem Blut auf den Box-Handschuhen interessierte, ermüdet nun bereits. Nachfolger Steven Caple Jr. („The Land“) erzählt zwar immer wieder mit eleganten Montagen und einem Schnitt wie aus dem Arthaus-Kino, doch das verhindert im unweigerlichen Ablauf nur so gerade, dass die unvermeidliche Trainingssequenz zur tödlichen Langeweile gerät. Tessa Thompson macht als Creeds Freundin Bianca und als Rapperin wieder am meisten Eindruck.

Also ein paar gute Momente und lange Durststrecken bis endlich wieder die Siegesmelodie „Gonna Fly Now” erklingt. Nur einen Vorteil hat dieses ganze Familien-Getue: Die Fortsetzung dieser Filmreihe für die nächste Generation und die nächsten Jahrzehnte ist gesichert!


Ein FILMtabs.de Artikel