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Maria Stuart, Königin von Schottland

GB 2018 (Mary Queen of Scots) Regie: Josie Rourke, mit Saoirse Ronan, Margot Robbie, Jack Lowden, Joe Alwyn 124 Min. FSK ab 12

„Kaum eine andere Frau der Weltgeschichte hat so viel Literatur gezeitigt, Dramen, Romane, Biographien und Diskussionen. Durch mehr als drei Jahrhunderte hat sie immer wieder die Dichter verlockt, die Gelehrten beschäftigt,“ sagte Stefan Zweig in seiner Maria Stuart-Biografie. Dabei kannte er 1935 nur einen Bruchteil der Bio-Pics zur Königin von Schottland (1542-87). Der neueste, höchst interessante und vielfältig eindrucksvolle „Maria Stuart“ fügt einen weiteren Aspekt hinzu, indem er den beiden Gegnerinnen einen Erfahrungsaustausch über die Arbeitsbedingungen als Königin unter Männern gewährt.

Unterhalten sich Angela Merkel und Theresa May zu zweit eigentlich darüber, wie es ist, mit Männern Politik zu machen? Es muss ein mühsames Geschäft mit Dummköpfen sein, meint man beim Betrachten der wechselhaften Geschichte dieser eindrucksvoll von Saoirse Ronan gespielten Maria Stuart. Ihre Rückkehr aus Frankreich, wo sie bis zum Tod des ersten Mannes für ein paar Monate Königin war, wird vom Halbbruder James misstrauisch beäugt. Während man auch vor Bewunderung erstarren könnte, so viel Stolz und Eigensinn trägt diese junge, zielstrebige Frau in ihrem Blick.

Während Maria ihr übersichtliches Gefolge in einer zugigen schottischen Burg ordnet, hält die englische Königin Elizabeth I. (Margot Robbie) wie ein Supermodel Hofstaat in London. Doch die Ankunft der Konkurrentin beunruhigt die Herrscherin des Weltreiches, denn der Anspruch auf den britischen Thron ist nicht eindeutig. So beginnen politisches Abtasten und Ränkespiele, bei denen die kinderlose Elizabeth sogar erwägt, ihren Geliebten mit Maria zu verheiraten.

In den teils üppigen, teils erdigen historischen Kostümen steckt eine selbstbewusste Frau, so gar nicht von gestern. Maria Stuart will unabhängig sein, emanzipiert. Auf keinen Mann sei Verlass, selbst weise Männer würden den Launen von Königinnen folgen. Dabei erweist sich die Stuart letztlich als naiv im Machtspiel. Doch lange, in den besseren Teilen des Films, ist dies nebensächlich. Die doppelte Charakterstudie über Frauen im Beruf König ergibt einen ungewöhnlichen und packenden Film. Teilweise erzählt über einen persönlichen Briefwechsel, geriet das auch mal komödiantisch, wenn sie gegenseitig ihre Heirat planen. Letztlich wird es dann aber blutig wie bei Shakespeare – so kennt man halt englische Königsdramen.

Die deutlich modernen Gedanken zeigen in der ansonsten klassischen Auseinandersetzung, in den historischen Kostümen zwei sehr jetztzeitig menschliche Figuren. Maria und Elisabeth müssen sich beide Kommentare über ihre Attraktivität anhören, bis hin zum zotigen Sexuellen. Wenn gegenseitig Bildnisse versendet werden, ist klar, dass auch mit dem Aussehen konkurriert wird. Doch wichtig ist vor allem, wer als Erste einen Thronfolger gebiert. Die Botschafter sollen verkuppeln und werden selbst verführt. Schöne Bilder der Landschaften vermitteln auch eine Ahnung von der damaligen Mühsal der Wege. Und zwischendurch beglückt uns Regisseurin Josie Rourke mit den bislang besten Bildern des Kinojahres. Keineswegs zuletzt spielen die Irin Saoirse Ronan („Lady Bird“, „Brooklyn“) als schottische Königin und die Australierin Margot Robbie („Barbie“, „I, Tonya“, „Suicide Squad“ ) als Königin Lisbeth derart eindrucksvoll, dass jede einen Kinobesuch dieses Films verdient.


Ein FILMtabs.de Artikel