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Robin Hood (2018)

USA 2018 Regie: Otto Bathurst, mit Taron Egerton, Jamie Foxx, Ben Mendelsohn, Paul Anderson, Jamie Dornan, Eve Hewson 116 Min. FSK ab 12

Robin Hood hüpft wieder durch die Wälder – als Afghanistan-Veteran, der die US-Steuereinnahmen klaut, damit der ewige Krieg ein Ende findet. Der Kracher der Enterbten „Robin Hood“ wurde diesmal so erstaunlich bis albern modernisiert, dass diese Variante des Action-Filmchens sicher kein Klassiker wird.

Da freut man sich mal wieder auf Männer in Strumpfhosen, trotz des barren Inselwetters und der schlechten Heiz-Situation in den Zeiten von Richard Löwenherz. Und bekommt dann den Mund nicht mehr zu, angesichts eines US-Kriegszuges im Irak oder Afghanistan. Von den Ruinen der friedensstiftenden Weltpolitik bis zum Farbton der Wüsten-Camouflage sieht das mehr nach „Black Hawk Down“ als nach einem der christlichen Schlachtfeste namens Kreuzzug aus. Es scheint sich auch das Feindbild zu bestätigen, dass die Araber hinterhältig aus dem Hinterhalt schießen, sogar mit einer technisch überlegenen Maschinengewehr-Armbrust.

Dann wächst das Staunen ins Unglaubliche: Kriegsverbrechen der westlichen Invasoren werden kurz und knapp auf den Punkt gebracht. Unser zukünftiger Held Robin („Kingsman“ Taron Egerton) ist als zwangsverpflichteter Soldat der einzige, der Gerechtigkeit einfordert und dafür sogar gegen seinen Vorgesetzten meutert. Endlich wieder zu Hause, setzt sich die verblüffende Kopie heutiger Zustände fort: Politiker, die vor allem die Bevölkerung ausrauben, machen das mit Hilfe irrationaler Ängste vor Invasoren aus dem Orient, die uns die Kinder und Frauen rauben, die Häuser abfackeln und weitere Schandtaten begehen!

So weit das Sensationelle an dieser x-ten Robin Hood-Verfilmung. In diesem Dekor muss ein überraschend junger und heutig wirkender Robin Hood feststellen, dass sein Schloss geplündert und seine große Liebe Lady Marian (Eve Hewson) anderweitig verheiratet ist. Aber vor allem ärgert den edlen Ritter, dass der skrupellose Sheriff von Nottingham (Ben Mendelsohn) die Bevölkerung im Auftrag der Kirche noch mehr ausbeutet. Anscheinend fällt Robin dabei gar nicht auf, dass der schicke graue Mantel des Schurken aus irgendeiner Zeitmaschine gefallen sein muss, genau wie die Kostüme auf seiner dekadenten Party. Der arabische Little John (Jamie Foxx) bringt es auf den Punkt: Wir schlachten uns gegenseitig für die Reichen ab, damit die noch reicher werden.

Gründe genug, sich von Robins Freund und ehemaligem Gegner, dem weisen Little John zum Ninja-Kämpfer ausbilden zu lassen, der mit dem Bogen so schnell wie ein Maschinengewehr schießen kann. Ihr Plan ist ebenso sensationell wie verwegen: Im Nottingham Forrest soll der ganze Krieg zwischen den Religionen beendet werden. Und das moderne Mittel dazu, man muss ran an die Geldströme. Das wäre, wie wenn man heute den Waffen-Industrien ihre Gewinne nehmen würde. Oder den Verteidigungsetat, der in Deutschland vor Gesundheit, vor Bildung oder Familie den zweitgrößten Posten im Haushalt ausmacht, drastisch reduzieren würde.

Doch die kämpferischen linken Ideen, die „Robin Hood“ überraschend modern im Denken und in den Kulissen hervorruft, beiseite gelassen, das atemberaubende politische Setting mal ignoriert, liefert der Film von Regisseur Otto Bathursts nur noch konventionell anständige und zeitgemäß schnelle Action. Jeder revolutionäre Ansatz wird beim traditionellen Erzählen vergessen. Dem Genre „Abenteuerfilm“ mit den Filzhütchen von Errol Flynn aus den späten Dreißigern ist dieser Robin Hood trotzdem längst entwachsen. In der Einleitung behauptet die Geschichte denn auch, von einem modernen Comic abzustammen. Und so fühlt sie sich auch an. Ein überraschend „links-grün versiffter“ Robin Hood, dem man klügere Dialoge und mutigere Inszenierung gewünscht hätte.


Ein FILMtabs.de Artikel