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Die Poesie der Liebe

Frankreich 2017 (M. & Mme. Adelman) Regie: Nicolas Bedos, Doria Tillier, Nicolas Bedos, Denis Podalydès 120 Min. FSK ab 12

Die Herren Roth, Auster und Houellebecq müssen jetzt ganz stark sein: Es kommt die Ära der Autorinnen. Zumindest im Kino. „Die Poesie der Liebe“ ist die erste von gleich drei Geschichten, in denen sich die Frau als wahre Autorin erweist. In „Colette“ spielt Keira Knightley die gleichnamige (reale) französische Schriftstellerin. Auch ab dem 3. Januar wird Glenn Close „Die Frau des Nobelpreisträgers“ sein.

In „Die Poesie der Liebe“ spielt die Ko-Autorin (und Partnerin des Regisseurs Nicolas Bedos) Doria Tillier, Sarah Adelman. Die Frau des Prix Goncourt-Gewinners Victor Adelman (Nicolas Bedos). Nach dessen Beerdigung mit Staatsakt, bekommt ein Journalist ein Interview mit der Witwe. Und die Erzählerin betont direkt, dass dies eine Geschichte sein soll, die sich gut verkauft!

Mit viel Humor erzählt Sarah vom ersten Treffen und der ersten Nacht, die Victor komplett verschläft, während sie seinen Text korrigiert. Ungewünscht. Es läuft überhaupt nicht zwischen ihnen, während sie ihm hinterher läuft. Sarah bedrängt ihn, indem sie die Freundin eines Freundes und sogar seines Bruders wird. Dies ist keine übliche Romanze. Sie ist ironisch, oft auch zynisch, witzig und interessant, weil die beiden Sichtweisen auf das Geschehen so unterschiedlich sind. Er wird immer alles seinem Psychiater beichten, bis der stirbt, um endlich Ruhe zu haben.

Durch die Jahrzehnte französischer Geschichte folgen komische und dramatische Episoden einer 45-jährigen Beziehung. Die vermeintliche Hauptfigur Victor ist ein eingebildeter Jungautor, ein literarischer Spinner, ein Möchtegern-Jude, ein Ekel, ein Liebender. Die Kapitel zeigen seine Erfolge, seine Frustrationen, die Eifersucht, die Frauenverachtung und schließlich seine Demenz mit einem Schlussakkord ganz großer Liebe. Das Leben von Monsieur und Madame Adelman – so der bessere Originaltitel – bietet eine exzellent gespielte und ausgestattete Mischung von Gefühls- und Erzähltönen. Mit dem besonderen Reiz der weiblichen Perspektive, die der offiziellen Geschichte einiges hinzufügen kann.


Ein FILMtabs.de Artikel