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Die Poesie der Liebe

Frankreich 2017 (M. & Mme. Adelman) Regie: Nicolas Bedos, Doria Tillier, Nicolas Bedos, Denis Podalydès 120 Min. FSK ab 12

»Glauben Sie mir, dass ich meinen Mann getötet habe?« Die Frage, die Sarah Adelmann dem verängstigten Journalisten stellt, der eine Biographie über den frisch verschiedenen Autor schreiben will, zieht uns unweigerlich in die Geschichte hinein. Ein geschickter Köder, den Nicolas Bedos da auswirft, und der Beginn der Chronik einer Liebe. Sarah erzählt von der ersten Begegnung mit Victor Anfang der Siebziger, wie sie sich gleich hingezogen fühlte zu dem von Selbstzweifeln zerfressenen Autor. Wie sie ihm über die Jahr hinweg jede Affäre verzieh und treibende Kraft für seine Kunst wurde. Sie lässt die Höhen der Leidenschaft und die Krisen einer Ehe Revue passieren, die sich über vier Jahrzehnte erstreckte. Dabei erleben wir die Beziehung einzig aus ihrem Blickwinkel und durch ihren Mund, was der Plot für einige clevere erzählerische Kniffe nutzt. Höchst kurzweilig und temporeich fliegen die Jahre vorbei. Regisseur Bedos verneigt sich selbstbewust vor dem Kino Woody Allens und verkörperte seine neurotische Hauptfigur gleich selbst, ihm gegenüber Doria Tillier, mit der er auch gemeinsam das Drehbuch schrieb. Mit viel Dialogwitz beginnt eine locker leichte Romantikkomödie, die sie zunehmend mit satirischen Gesellschaftsspitzen versehen und schließlich in der zweiten Hälfte zum Ehedrama umkehren. Dabei nimmt der etwas schwülstig betitelte „Die Poesie der Liebe“ bis zum überraschenden Ende kaum den Fuß vom Gas. Das sorgt für zwei fordernde Stunden, die mit visueller und inszenatorischer Spielfreude aufgelockert werden. Ein großes Lob gebührt zudem den Make-Up Künstlern, die die Spuren der Zeit an den beiden Darstellern glaubwürdig umsetzen. „Die Poesie der Liebe“ ist französisches Kino von seiner besten Seite: angenehm unkorrekt, schön spielfreudig und sehr sehr gesprächig.


Ein FILMtabs.de Artikel