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Under the Silver Lake

USA 2018 Regie: David Robert Mitchell, mit Andrew Garfield, Riley Keough, Topher Grace 139 Min. FSK ab 16

Mit »It Follows« legte David Robert Mitchell vor drei Jahren nicht nur einen einzigartig eigenartigen Zweitfilm hin, er löste auch eine ganze Welle von Independent-Horrorfilmen aus. Das schürte die Erwartungen an den Nachfolger. Erwartungen, die er mir »Under the Silver Lake« selbstbewusst übergeht. Ein wenig fühlt man sich an Richard Kelly erinnert, der seinem seltsamen Kult-Hit »Donnie Darko« den aufgeblasenen »Southland Tales« folgen lies – einzigartig in seiner Vision, aber kein rundum gelungener Film. Auf dem Grat zwischen Kunst und Trash bewegt sich auch »Under the Silver Lake«. Wobei Mitchell es etwas kleiner angeht. Sein Film ist vor allem eine tiefe Verneigung vor den Klassikern des Film Noir. Er schickt den Slacker Sam auf eine Reise durch den Kaninchenbau: Als seine mysteriöse, hübsche Nachbarin verschwindet, macht er sich auf die Suche nach ihr durch den Dschungel von Los Angeles. Er trifft auf Cowboys und Zwerge, barbusige Eulen-Frauen, Verschwörungstheoretiker und den König der Obdachlosen. Was hat die Goth-Gruppe »Jesus and the Brides of Dracula« mit alledem zu tun? Und wer ist der mysteriöse Hundemörder, der im Viertel sein Unwesen treibt? Viele Fragen, auf die es nicht sonderlich viele Antworten gibt in den stattlichen 139 Minuten Laufzeit. Die Ratio lässt man besser zuhause, wenn man Sam auf seinem irrwitzigen Trip folgen will. Einen großen Sympathiebonus hat »Under the Silver Lake« durch die Wahl seines Hauptdarstellers. Andrew Garfield hat sichtlich Spaß am absurden Spiel und driftet chandlerhaft und stets im selben T-Shirt durch die künstliche Szenerie Hollywoods. Mitchell geht dabei bisweilen zu selbstüberzeugt ans Werk, ohne die Größe Hitchcocks oder Cronenbergs – dessen »Maps to the Stars« auf ähnlichem Pflaster spielt – zu erreichen. Das ändert aber nichts an der Faszination seines cinephilen Mindfucks.


Ein FILMtabs.de Artikel