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Peppermint – Angel of Vengeance

USA, Hongkong 2018 Regie: Pierre Morel, mit Jennifer Garner, Method Man, John Ortiz, John Gallagher Jr., 102 Min. FSK ab 16

Der Begriff Rache-Engel ist post-biblisch ein krasser Gegensatz, denn wie engelhaft mitfühlend kann jemand sein, der gnadenlos Rache ausübt? Jennifer Garner alias Serienkillerin Riley North und Pierre Morel („96 Hours“), Regie-Spezialist fürs Knallharte, führen einen eintönigen, lauten und blutigen Film lang vor, dass Rache und Trauer schwer in eine limitierte Figur passen.

Eine Frau muss miterleben, wie Mann und Kind ermordet werden. Das könnte das unvermeidliche US-Remake von Fatih Akins spannendem NSU-Film „Aus dem Nichts“ werden. Doch „Peppermint“ schafft es, die gleiche Ausgangssituation mit wesentlich weniger Inhalt und vor allem – vermeintlich – ohne Politik versanden zu lassen. Dafür knallt es kräftig. Direkt zu Anfang, wenn Riley North (Jennifer Garner) als knallharte Kämpferin einen Mann im Auto-Nahkampf erschießt. Die einfallslose Rückblende macht klar warum, erklärt eher offensichtlich als Spannung erzeugend, wie Mann und Tochter von einem Drogenkartell hingerichtet wurden. Eine kurzdenkend konstruierte Fehljustiz mit sehr seltsamer Vorstellung von Gerichtsverfahren lässt die dank Gesichtstattoos lächerlich einfach zu identifizierenden Täter ungestraft. Die Bankangestellte Riley North, die nicht mal gegen Ãœberstunden protestierte, nimmt sich nun fünf Jahre Auszeit und kehrt als Kampfmaschine zurück. Unglaublich clever, aber so doof, sich beim Waffen-Arsenal klauen filmen zu lassen. So ist nun auch das FBI hinter ihr her.

Was „Peppermint“ nicht viel spannender macht, weil Riley ohne Widerstand jeden umbringt, der irgendwie mal gemein war. Selbst die spießige Oberzicken-Mutter von der Schule der Tochter bekommt die Strafe für ihre Fiesigkeit. Vielleicht etwas zu viel Strafe, im eigenen Haus lebendig zu verbrennen… Vorher wurde schon ihr Richter ohne Beweis gefoltert und in die Luft gejagt.

Das ist nicht nur eine unverschämte Glorifizierung von Selbstjustiz. „Peppermint“ tut zudem auch so, als wenn ein Mensch nach zig kaltblütigen Morden unverändert ein paar Tränchen für die Tochter zerdrücken kann. Von Jennifer Garner („Alias“) mäßig gespielt, aber vor allem reichlich naiv und geschmacklos. Dass der Ehemann, der doch irgendwelche Verbindungen zum organisierten Verbrechen hatte, bald vergessen ist, gehört zu den Schlampigkeiten in der Rache- und Gewalt-Orgie. Das Schlimmste ist allerdings die Schlussszene, die eine Fortsetzung geradezu androht.


Ein FILMtabs.de Artikel