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Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand

Irland, Kanada 2017 (The Man Who Invented Christmas) Regie: Bharat Nalluri mit Dan Stevens, Christopher Plummer, Jonathan Pryce 104 Min. FSK ab 6

Der lange Titel „Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand“ klingt nach verstaubtem Bio-Pic, bietet aber einen kurzweiligen und komischen Kostümfilm über eine Schaffens- und Finanzkrise des berühmten Charles Dickens, aus der schließlich seine weltberühmte Weihnachtsgeschichte entstand.

Heute ist Charles Dickens (1812-1870) ein großer Name der Literatur-Geschichte und mit „Hits“ wie „Oliver Twist“ oder „A Christmas Carol“ auch sicherer Lieferant für brave Verfilmungen. Doch Dickens (Dan Stevens), der einst selbst die englischen Kinder-Fabriken aus „Oliver Twist“ erlebte, kämpfte zwei Jahre nach seinem Erfolg mit finanziellen Problemen. Und mit einer bösen Schreibblockade. Dann kommt auch noch der nervige Vater (Jonathan Pryce) mit seinen ewigen Geldsorgen vorbei. Dabei muss Dickens selbst bei den Kerzen sparen. Bis er vom neuen irischen Kindermädchen die Idee zur Weihnachtsgeschichte klaut.

Die Suche nach dem richtigen Namen für die Figur des Scrooge (Christopher Plummer), die dann postwendend erscheint, ist ebenso komisch inszeniert wie die anderen Alltagsprobleme im zu repräsentativen Londoner Haus mit den zu vielen Kindern. In der etwas vorhersehbaren, aber nett ausgespielten Konstruktion tauchen nach Scrooge auch noch die eigenen Geister von Dickens und seiner Vergangenheit auf. Vor allem die Erinnerung an den Weihnachtsabend, an dem sein verschuldeter Vater abgeholt wurde, quält.

Aber „Charles Dickens: Der Mann, der Weihnachten erfand“ ist vor allem ein leicht erzählter Spaß: Schnell erkennt man im Kellner, im Totengräber und anderen Figuren des Alltags die Vorlagen für Scrooge und die Geister der Weihnacht. Tiny Tim mit seiner Krücke war eigentlich ein Neffe von Dickens, und es ist besonders komisch, wenn Christopher Plummer als Scrooge eine eigene Passage schreiben will. Dickens läutert beim Schreiben der Geschichte seine persönliche Scrooge-Haftigkeit, seine Grimmigkeit gegenüber den dauernden Störungen durch die eigene Familie und die Härte gegen den anstrengenden Vater.

Diese Nacherzählung aus der Schreibstube des Autors (nach dem gleichnamigen Roman von Les Standiford) hat nicht die Grimmigkeit der letzten Disney-Verfilmung. Sie erzählt von einer gesegneten Zeit, in der Verleger Weihnachten gerade nicht als geeignete Zeit für kommerzielle Erfolge ansahen.

Letztendlich ist der sorgfältig gemachte und prominent besetzte Film etwas überfüllt mit Referenzen um die Durchdringung von Werk und Schaffensprozess. Aber am Ende stellt sich wohl kalkuliert die dicke Dickens-Rührung ein.


Ein FILMtabs.de Artikel