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Verschwörung

USA, GB, Kanada, BRD, Schweden 2018 (The Girl in the Spider’s Web) Regie: Fede Alvarez, mit Claire Foy, Sylvia Hoeks, Mikael Blomkvist 117 Min. FSK ab 16

Es geht weiter mit der coolen Hackerin Lisbeth Salander und ihrem Kampf gegen Frauen-Schläger und rechte Kräfte. Allerdings nicht mit Teil zwei und drei des US-Remakes der schwedischen Filmtrilogie („Verblendung“, „Verdammnis“, „Vergebung“) nach Stieg Larssons Romanen. Statt Rooney Mara als Salander und Daniel Craig als Journalist Mikael Blomkvist übernimmt Claire Foy eine einsame Titelrolle mit action-reichem Trip in Salanders Vergangenheit.

Bevor Claire Foy („The Crown“) als neue, nun dritte Lisbeth Salander ihre Karriere als Action-Figur startet, darf kurz noch mal die alte auftreten: Ein ekliger Unternehmer, der Prostituierte und seine Frau blutig schlägt, wird mit schnellen Hacker- und Ninja-Tricks von Salander abgestraft und ausgebremst. Der nächste Auftrag ist schon aus der Kiste „James Bond-Routine“: Ausgerechnet dem geheimsten Geheimdienst NSA wird in den USA mal eben ein Programm geklaut, dass Zugang zu allen Nuklearwaffen ermöglicht. Aber mysteriöse Angreifer klauen das gerade Geklaute und jagen Salanders lässig gestylten Luxus-Loft in die Luft. Die Heldin der letzten vier sorgfältigen Filme wird nun ruckzuck direkt in die Enge getrieben und kann sich aus riesigem Action-Feuerwerk nur mit einem großartigen Stunt retten.

Verzweifelt und wirklich allein meldet sich die Kämpferin nach Jahren der Sendepause wieder bei ihrem ehemaligen Partner Mikael Blomkvist (Sverrir Gudnason). Es gilt, die Verfolger zu enttarnen, gleichzeitig aus den Griffen von schwedischem und US-Geheimdienst zu bleiben. Dabei müssen der Entwickler des MacGuffin-Programms sowie dessen autistischer Sohn geschützt werden. Die rücksichtslose Einzelgängerin Salander zeigt hier viel Herz für Kinder, was zu ihrem eigenen wunden Punkt führt.

Verflixt, es ist wirklich kompliziert! Nicht nur mit der verstörenden Verhunzung deutscher Verlags- und Verleih-Titel von schwedischen Bedeutungen wie „Männer, die Frauen hassen“ bei diesem Verkaufs-Erfolg. Stieg Larsson veröffentlichte bis zu seinem Tod 2004 nur drei von zehn geplanten Millennium-Romanen. Die zerstrittenen Erben wollen das Manuskript von Teil Vier nicht zur Verwertung freigeben. Aber dass David Lagercrantz mit „Verschwörung“ („Det som inte dödar oss“ – dt: Was uns nicht umbringt) die Reihe fortschrieb, wurde akzeptiert. Im Jahr 2017 folgte bereits „Verfolgung“.

Auch „Verschwörung“ fasziniert als fünfter Larsson-Film wieder mit einem hoch stilisierten Look: Viel Coolness bei Architektur, Ausstattung und Licht soll die abgebrühte Haltung Lisbeths wiederspiegeln. Diesmal erleidet die innerlich sensible Frau im harten Leder-Dress eine Verletzung ausgerechnet unter ihren großen Drachentattoo. An der Schulter, wo auch Siegried nach dem Bad im Drachenblut seine verwundbare Stelle hatte. Eine brennende Schuld aus der Vergangenheit ist Kern der Geschichte.

Regie führte Fede Alvarez („‪Don’t Breathe‬“), der raffiniere Fluchten und Auswege in die Vollgas-Action einbaute. Claire Foy legt, unterstützt durch kräftiges Orchester, eine intensive Darstellung hin. Ihre Figur ist körperlich erstaunlich unkaputtbar. Lisbeth Salander mutiert damit von faszinierend kantigem Charakter zu einer von vielen Action-Figuren. Da ist plötzlich die Schwester Camilla, als rote Hexe des Nordens gespielt von der Niederländerin Sylvia Hoeks („Whatever Happens“, „Blade Runner 2049“), viel interessanter. Aber das ist ja in diesem Genre normal, dass die Schurken sterben müssen, weil sie den langweiligen Helden als erstes die Aufmerksamkeit stehlen.


Ein FILMtabs.de Artikel