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Leto

Russland, Frankreich 2018 Regie: Kirill Serebrennikow, mit Roma Zver, Irina Starshenbaum, Teo Yoo 129 Min. FSK ab 12

68er-Feeling, Flower Power und Freie Liebe gab es auch im Osten, wie dieses atmosphärisch und ästhetisch begeisternde Meisterwerk von Kirill Serebrennikow („Der die Zeichen liest”) beweist, der in seiner Heimat noch immer unter Hausarrest steht. Der großartige Musikfilm um die russische Kultband Kino spielt in einem Sommer (russ.: Leto) der frühen Achtziger in Leningrad.

Iggy Pop, Blondie, David Bowie und Talking Heads sind die von der Obrigkeit nicht gern gesehenen Idole aus dem Osten. Natascha ist mit dem bekannten Underground-Musiker Mike zusammen, aber von dem jungen Viktor Zoi begeistert, der gerade die Rockband Kino gründet. Die leidenschaftliche und verrückte Handlung basiert auf der wahren Geschichte der legendären russischem Rockband Kino und den Memoiren dieser Natasha, die in Wirklichkeit Natalia Naumenko heißt. Ein klasse Cover von „Psycho Killer“ begeistert mit einer genialen Videoclip-Bildbearbeitung. Das „The Passenger“-Cover wird von den Passagieren der Straßenbahn interpretiert. Das ist Filmkunst von heute, aus der einen Lebenslust und Energie anspringt. Die Brutalitäten der anständigen Arbeiter begeistern in solcher Darstellung ebenso wie Lebenslust und originelle Rebellion, die ein Vorahnung von Glasnost sind. Das Schwarzweiß mit seltenen, aber umso stärkeren Farbsprengseln macht als Musikfilm mit bekannten Hits aus dem Westen viel Spaß und zeigt im fortwährenden Spiel mit dem Fiktionalen ein spannendes Stück Zeitgeschichte. „Leto“ lief im diesjährigen Wettbewerb von Cannes und ist im Kino einer der sehenswertesten Filme des Jahres.


Ein FILMtabs.de Artikel