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Der Affront

(L’insulte) LEB/F/B/USA/CYP 2017 Regie: Ziad Doueiri mit Adel Karam, Kamel El Basha, Camille Salameh, 112 Min

Praktisch aus dem Nichts tauchte „Der Affront“ Anfang des Jahres auf der Nominierungsliste der Oscars auf und warf Fatih Akin aus dem Rennen. Nun können auch die deutschen Kinogänger sich davon überzeugen, ob die Entscheidung richtig war. Die internationale Produktion spielt im heutigen Libanon, einem Schmelztiegel unterschiedlicher arabischer Kulturen. Im Alltag treffen die Einheimischen immer wieder auf die Zugewanderten, Geflüchtete aus Palästina, die als billige Arbeitskräfte geduldet werden, aber kaum Rechte haben. Yasser lebt seit vielen Jahren in Beirut und hat sich als zuverlässiger Vorarbeiter bewährt. Als er in einem christlich geprägten Viertel aus gutem Willen heraus ein Abflussrohr repariert, legt er sich mit dem hitzköpfigen Tony an. Der Streit über das Rohr, verletzte Ehrgefühle und die Schmerzen der Vergangenheit kochen sich zu einem landesweiten Prozess hoch, dem der Film von Ziad Doueiri in der zweiten Hälfte seines Films viel Raum beimisst. Man spürt, dass es dem libanesischen Regisseur wichtig ist, beide Seiten gleichwertig darzustellen. Der gutmütige Yasser trägt eine dunkle Vergangenheit mit sich, der verbissene Tony will im Grunde auch nur seine Frau und ihr ungeborenes Kind schützen. Bisweilen merkt man jedoch überdeutlich, worum es Doueiri geht. Pathosgetränkte Reden trüben den Eindruck. Zudem tut sich die Synchronisation schwer die unterschiedliche Herkunft der Protagonisten herauszuarbeiten. Ein durchaus spannendes Duell mit vielen Grautönen, dessen Botschaft aber in seiner überdramatisierten Form ersäuft.


Ein FILMtabs.de Artikel