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A Star is born

Regie: Bradley Cooper mit Bradley Cooper, Lady Gaga, Andrew Dice Clay, David Chapelle, Sam Elliott 136 Min.

„A Star is born“ ist mittlerweile die vierte Verfilmung der gleichen Geschichte einer schwierigen Liebe in Zeiten des Star-Ruhms. Wobei 1976 Barbara Streisand voll auf Selbstdarstellerin machte, Sehnsucht nach Judy Garlands glänzender Interpretation („Ein neuer Stern am Himmel“ 1954, Regie: George Cukor) weckte und Kris Kristofferson neben sich schauspielerisch verdursten ließ. Schon 1937 realisierte William A. Wellman das Musical, das in Deutschland „Ein Stern geht auf“ hieß.

Der berühmte und erfolgreiche Jackson Maine (Bradley Cooper) spielt einen – auch im Publikum – schon angegrauten County-Rock. Beim nächsten seiner dramatischen Absacker lernt er in einer Drag Bar die exaltiere Kellnerin Ally (Lady Gaga) kennen und nähert sich ihr auf eine süße Art. Nur bei ihrem unüberhörbaren Talent als Sängerin und Songschreiberin ist er gnadenlos und macht sie auf einen Schlag berühmt, als er sie bei einem großen Auftritt auf die Bühne zerrt und ihr eigenes Lied mitsingen lässt.

Dem gemeinsamen Glück als kreativem Paar steht nur Jacksons Alkoholismus im Wege. Früh offenbarte er den kleinen, ungeliebten Jungen in sich, der vom ebenfalls trinkenden Vater verlassen wurde. Der große Bruder (Sam Elliott) kümmert sich heute als Road-Manager um Karriere und die Folgen der Exzesse. Aber spätestens als Ally mit einer eigenen Karriere abhebt, stürzt die fragile Persönlichkeit Jacksons wieder ab.

Das mit Gaga-Songs musikalische runderneuerte „A Star ist born“ liefert zum Glück kein aus der Zeit gefallenes Star-Vehikel: Lady Gaga und Cooper können richtig gut spielen, ihr schauspielerisches Zusammenspiel ist sogar das Beste am Film. Die Lady lässt die andere Supernase, Streisand, vergessen. Man glaubt ihr die ganze Zeit die einfache Kellnerin, das geerdete, aber auch schlagfertige Mädchen. Bradley Cooper ist nach „American Sniper“, „American Hustle“, oder „Silver Linings“ sowieso eine Bank auf der Leinwand.

Lady Gaga erhielt bereits für den Song „Til It Happens to You“ aus „The Hunting Ground“ eine Oscar-Nominierung und nun sind auch einige weich genug gespülte Kandidaten in den Originalsongs, die sie selbst zusammen mit Cooper und einer Handvoll weiterer Künstler schrieb.

Das ergibt beim Duett kurzfristig Gänsehaut-Gefühl, doch irgendwann setzt in diesem Liebesfilm die Routine ein. Nicht beim musikalisch agilen Pärchen, das sich gegenseitig inspiriert, sondern beim Film. Er wirkt, als müsse er pflichtschuldig die Stationen der Vorlagen abarbeiten. Allys Ruhm, der Plattenvertrag mit einem fies smarten Manager und Jacksons Zerbrechen daran. Wieder zu zweit auf der Bühne ist ihr Grammy-Preis der nächste Wendepunkt, weil er sich völlig besoffen im Scheinwerferlicht in die Hosen pinkelt. Dass es auch nach seiner Entziehungskur in diesem Film nicht gut ausgeht, hat man in den letzten Jahrzehnten gerne der Leinwandpräsenz von Barbara Streisand zugeschrieben – das hält niemand nüchtern lange aus.

Filmisch schöne Szenen wie die erste Nacht in der verwehten Einsamkeit eines Konsumtempel-Parkplatzes ergeben sich nicht mehr. Die Thematik um Aufrichtigkeit und Wahrheit in der künstlerischen Aussage blitzt vernachlässigt hie und dort auf. Auch in den eigentlich passenden Songs der Lady Gaga tauchen zwar immer wieder Lebens-Weisheiten auf. Doch es fügt sich nichts zu einem Ganzen. Die Pop-Balladen kommen an den richtigen Stellen – richtig bewegen können sie nicht. Was vor allem beim herzzerreißend gedachten Finale böse als Ausfall auffällt. Wenn dann noch kurze Rückblenden zu schönen Momenten auf Tränendrüsen drücken, erklingt im filmischen Gedächtnis „Grace of my Heart“, der bessere Rückblick einer Singer-Songwriterin auf eine gescheiterte Liebe.


Ein FILMtabs.de Artikel