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Die Abenteuer von Wolfsblut

Frankreich 2018 (Croc-Blanc) Regie: Alexandre Espigares 87 Min. FSK: ab 6

Mit veganen, also blutlosen Jagd-Szenen probiert dieser französische Zeichentrick den schon oft verfilmten Jack London-Klassiker „Wolfsblut“ (White Fang) zeitgemäß kindgerecht zu verbiegen: Von unschönen Szenen und Zeichnungen beim Hundekampf geht es zurück in die nordamerikanische Wildnis zur flauschigen Kindheit eines Mischlings aus Wolf und Schlittenhund. Mama bringt ihm in winterlichen Bergen das Jagen bei, ein Luchs kostet ihnen fast das Leben und wenn gar nichts mehr geht, bettelt man bei durchziehenden Menschen. Schließlich kehrt Mama zu den gutherzigen Rothäuten zurück – Wolfsbluts erste menschliche Unterkunft.

Danach folgt eine Karriere als Kampfhund und bei seinem dritten Menschen-Heim wird es sehr lächerlich, wenn Frauchen den Mischling bittet, nicht die Hühner zu essen. Also nicht nur ein extrem kluger Hund, er kann sogar vegan.

Die stark veränderte Geschichte ist vom literarischen Goldgräber Jack London und mehr als 100 Jahre alt. Heute fragt man sich: Mischling – ist das bei Tieren ein Problem? Muss sich der arme Kerl deswegen wirklich bei Wölfen und domestizierten Hunden verteidigen? Das ist trotz nur angedeuteter Wildheiten erstmal nix für Montessori-Kinder und wird so grob gezeichnet in gut und böse, bei Menschen und Tier, auch nicht bekömmlicher. Man könnte den Stil interessant nennen, doch mit untergemengten Jahreszeiten und heftigem Orchester-Sentiment (Musik: Bruno Coulais) wirkt dieser Ansatz von Regisseur Alexandre Espigares („Mr Hublot“) so frisch wie eine verlassene Goldgräber-Stadt.

Während die für London als Gegenpol zur Zivilisation so wichtige Wildnis in dieser nächsten Verfilmung nicht wirklich wild sein darf, nervt völlig vermenschlichter Kitsch etwa mit dem wilden Wolfsvater, der seinen Bastard-Sohn anerkennt. Die rauen Geschichten von Jack London hatten vor allem für Jungs einen gewissen Reiz. Die Weiten und Welten des letzten Randes Wilder Westen kurz vor dem Pazifik ergaben mit der schroffen Berglandschaft einen abenteuerlichen Hintergrund. Aber dazu ein pazifistischer Gesetzeshüter und ein fieser Hundetrainer, der aussieht wie Gollum nach seinen Untergrund-Jahren? Diese Reduktion bekommt dem London-Stoff gar nicht und hinterlässt einen unschönen und vor allem uninteressanten Mischling.


Ein FILMtabs.de Artikel