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The Equalizer 2

USA 2018 Regie: Antoine Fuqua mit Denzel Washington, Pedro Pascal, Bill Pullman, Melissa Leo 121 Min. FSK ab 16

Regisseur Antoine Fuqua („Die glorreichen Sieben“) und Denzel Washington („Flight”) verbindet seit dem harten Cop-Thriller „Training Day“ eine enge Zusammenarbeit, die beide mit besonderen Leistungen quittieren: Mit „The Equalizer“ entwickelten sie die Figur des ehemaligen CIA-Agenten Robert McCall, der beim üblichen Kampf um Gerechtigkeit eine Menge Persönlichkeit zeigen durfte.

Auch im zweiten Spielfilm kümmert sich Robert McCall um schutzlose Frauen und Kinder, in diesem Fall um ein ziemlich gegenwärtiges Verbrechen: Ein Vater hat seine Tochter der erziehungsberechtigten Mutter geraubt und in die Türkei entführt. Der ist in einem knallharten Fuqua-Film selbstverständlich nicht der gewöhnliche frustrierte Ex-Mann, sondern ein Gangster mit schlagkräftiger Leibgarde. Und ebenso selbstverständlich wie überlegen räumt McCall (Denzel Washington) die Breitschultrigen brutal aus dem Weg. Um dem Kindesentführer danach lässig irgendeine esoterische Lebensweisheit aus seinem reichen Bücherschatz vorzusetzen. Die vorwiegend männliche Begeisterung für diese Figur konzentriert sich dabei auf die Ãœberlegenheit, mit der McCall die Action-Sequenzen sekundengenau voraussieht – und dazu vorher immer selbstsicher die Stoppuhr startet.

Nun könnte Denzel Washington einem jeden Mist verkaufen, deshalb beeindruckt vor allem die Tiefe und Würde, die er der Figur McCall gibt. Die starke Persönlichkeit, die nach dem Tod seiner Frau nur noch Ruhe will und als Taxifahrer nur das Leben anderer miterlebt, könnte auch einen Film ohne Action tragen. In Abwandlung der TV-Serie, auf die „Equalizer“ basiert, erledigt Richter und Henker McCall aber wieder mehrere Aufträge als edle und anonyme Ich-AG zum Wohle der Menschheit: Für einen Juden aus dem Altersheim lässt er nach Raubkunst suchen. Seiner bevorzugten Buchhändlerin holt er das Kind aus dem Orient-Express zurück. Und er rächt – dass ist die Hauptgeschichte – den Mord an seiner ehemaligen Kollegin und späteren Vertrauten beim CIA. Die Gründe für dieses Verbrechen sind reizvoll verschachtelt, der Equalizer darf in Brüssel etwas Sherlock spielen.

Wobei das wiederum Routine ist, die Regisseur Antoine Fuqua mal zurückhaltend und weniger knallig inszeniert. Wie McCall in seinem neuen Privat-Leben als Uber-Fahrer und in seiner Sozialsiedlung vor allem einen jungen schwarzen Kunststudenten unter seine Fittiche nimmt, ist ein starkes Stück Schauspiel-Film. Das trotz des dauernd drohenden Donners als Hinweis auf das stürmische Finale ernst zu nehmen ist in den vielen Details sozialer Fragestellungen: Alle beschweren sich, aber keiner tut was in der Sozialsiedlung. Der Kunststudent macht als kleiner Dealer lieber „schnelles Geld“, anstatt zum Unterricht zu gehen. McCall ködert ihn einerseits mit kleinen Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen und bringt ihn zum Lesen. Andererseits kann der stille Killer den bedrohten Nachbarn auch folgenlos aus den Fängen der schwer bewaffneten lokalen Drogenbosse befreien. Wie so oft bei Fuqua trifft ein gutes Gespür für soziale Lagen auf eher rumplige Lösungen.

Der langsame und effektive Aufbau von Spannung lässt spüren, wie Washingtons einsamer Rächer mit der Leere in seinem Herzen hadert. Er kommt aber erst durch ein brutales Action-Finale an den Ort seiner Trauer und dort zur Ruhe. Mitten im Gewitter ist er selbst wieder der tödliche „Hurricane“. Dabei ist die brutale Gewalt – wieder typisch Fuqua – schwer erträglich. Schade, denn Szenen, in denen etwa der stille Taxi-Driver mit dem Auto als Waffe den mörderischen Passagier im Fond entwaffnet, sind auch ohne explizite Gewaltdarstellung sehr packend und gekonnt inszeniert.


Ein FILMtabs.de Artikel