« | Home | »

Destination Wedding

USA 2018 Regie: Victor Levin mit Keanu Reeves, Winona Ryder 86 Min. FSK ab 12

Schon die ersten Momente machen die beiden Hauptfiguren nachhaltig suspekt: Er steht in Unterwäsche mit sehr irritierendem, röchelnden Räuspern im Raum. Sie haucht ihrer sterbenden Pflanze Kohlendioxid ein. Frank (Keanu Reeves) und Lindsay (Winona Ryder) geraten dann als geübte Misanthropen beim Warten auf den Flieger unweigerlich aneinander. Um darauf mit Widerwillen bei der gleichen Veranstaltung einzufliegen. Sie kamen beide nur aus Anstand zu dieser Hochzeit in den südkalifornischen Weinbergen und sind sich wenigstens einig darin, dass alle anderen Anwesenden Idioten sind. Eine heftige Abneigung aller Trivialitäten und die herrliche Ansammlung von Vorurteilen macht sie zu Pessimismus-Spezialisten, die stundenlang über alle anderen lästern können. Die mit lieblicher Musik unterlegten Aktivitäten der (Alp-) Traum-Hochzeit sind ein Horrortrip für sich. Dazu gibt man sich abenteuerliche Vorgeschichten, die weit darüber hinaus gehen, dass der Bräutigam ihr Ex ist.

„Destination Wedding“ ist „Before Sunrise“ in gallig und Woody Allen als Zweipersonen-Stück. Auf sympathisch unsympathisch besetzt, quatschen sich Keanu Reeves und Winona Ryder gegenseitig an die Wand. Tödlich treffender Dialog im Maschinengewehr-Tempo. Sie hören selbstverständlich auch nicht mit dem Reden auf, während sie doch endlich miteinander schlafen. Weil es ja nix Besseres zu tun gibt. Selbst ein Berglöwe, der die beiden angreifen will, zeigt sich erst von der Streiterei irritiert, um dann vor Franks Räusper-Geräusch zu fliehen. So etwas Romantische Komödie zu nennen, ist eine freche Ãœberstrapazierung des Genrebegriffs. Aber auch ein netter Spaß in dem Kammerspiel vor Sonnen-Kulisse. Dabei sind die beiden Stars komplett von dialoglosen Statisten umgeben – obwohl einige von ihnen Ex-Partner ihrer Figuren spielen! Victor Levin, der bereits mit seinem Film „Von 5 bis 7 – Eine etwas andere Liebesgeschichte“ eine gute Aversion gegen klebrigen Kitsch bewies, brachte Keanu Reeves und Winona Ryder erstmals seit Francis Ford Coppolas „Dracula“ (1992), Richard Linklaters „Der dunkle Schirm“ (2006) sowie „Pipa Lee“ (2009) von Rebecca Miller wieder zusammen vor die Kamera. Ein furchtbarer Trip, der sich lohnt.


Ein FILMtabs.de Artikel