« | Home | »

Gute Manieren

BRD, Frankreich 2017 Aas boas maneiras / Good Manners) Regie: Juliana Rojas, Marco Dutra mit Isabél Zuaa, Marjorie Estiano 135 Min. FSK ab 12

Die Geschichte der einsamen, weißen Schwangeren Ana und ihrer neuen, schwarzen Hausangestellten, der alleinstehenden Krankenschwester Clara, beginnt wie ein Sozialdrama. Dann folgt eine Menge Fleisch im Kühlschrank, ein blutiger Kuss, eine lesbische Liebesgeschichte und nächtliche Vollmond-Szenen, die nicht zu São Paulo passen. Spätestens mit der Geburt springt uns ein veritabler Horrorfilm an. Doch anders, als in Genre-Klassikern wie „Rosemaries Baby“ (1968)

Denn die stoisch bleibende Clara, die nicht nur medizinisch fit ist, sondern auch über spirituelles Wissen verfügt, zieht bald Anas Sohn auf. Eine schöne, rührende Geschichte vegetarischer Erziehung des netten Jungen, der in Mondnächten an Ketten gefesselt wird. Das bewegende Horrorfilm-Melodram wurde vergangenes Jahr bei den Filmfestspielen von Locarno mit dem Spezialpreis der Jury ausgezeichnet. Das Regie-Duo Juliana Rojas und Marco Dutra verbindet die Mütter-Kind-Geschichte mit einen gruseligen Großstadt-Märchen, das sich raffiniert folkloristische Traditionen Brasiliens einbezieht. Aus „American Werewolf“ wird ein brasilianisches Werwölfchen, als eine nette Nachbarin ihm ein Steak brät.

Der Wandel eines Jungen könnte Pubertät sein, doch der in seiner ungewöhnlichen Geschichte und der ästhetischen Umsetzung gelungene Filmmix ist anders: In den sozialkritischen Aspekten wie die besten des Horrorgenres und doch zurückhaltend in den Effekten. Bewegend in der liebevollen Geschichte und doch irritierend in den ungewöhnlichen Konstellationen. Eine unbedingte Empfehlung.


Ein FILMtabs.de Artikel