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Hotel Artemis

USA, Großbritannien 2018 Regie: Drew Pearce mit Jodie Foster, Sofia Boutella, Dave Bautista, Sterling K. Brown, Jeff Goldblum 94 Min.

Der Bürgerkrieg ums Wasser ist da! Das Gewaltmonopol wurde privatisiert, so bekämpft eine gesichtslose Miliz auf den Straßen von Los Angeles brutal den wilden Aufstand. Ein Juni-Abend im Jahr 2028. Während die Menge auf das Gebäude mit der Neon-Werbung „Hotel Artemis“ zuströmt, sehen wir drinnen Jodie Foster als skurrile Alte, die mit kleinen Schrittchen durch die dunklen Gänge des zur geheimen Klinik für Schwerverbrecher umfunktionierten Hotels hastet. Sie ist „die Krankenschwester“ und dieser „ganz normale Mittwochabend“ wird nicht nur wegen einer dummen Überbelegung dramatisch verlaufen.

Die Krankenschwester ist eine kleine alte Frau, die immer allen hilft, die dort anonym mit Decknamen wie Everest, Nice oder Honolulu untergebracht werden. Seit mehr als zwanzig Jahren behandelt sie hauptsächlich Schusswunden, wir befinden uns schließlich in den USA. Die Zimmer und Behandlungsräume sind voll digitalisiert, dies ist die nahe Zukunft, Sprachbefehle funktionieren endlich. Bei der OP wird eine neue Leber aus dem 3D-Printer verpflanzt, Nano-Bots besorgen die Heilung.

Die selbstverständlich obskuren Gäste folgen als Mitglieder dieser ganz speziellen Krankenversicherung für ein gefährliches Gewerbe strengen Regeln – oder auch nicht. Waffen sind verboten, ebenso das Umbringen anderer Gäste im Hotel Artemis. Falls es mal Ärger geben sollte, ruft die Schwester ihren Assistenten (Dave Bautista) und dann bekommen die Störenfriede Ärger. Neuzugang Waikiki (Sterling K. Brown), der mit seinem schwer verletzten Bruder Hilfe sucht, hat ein besonders vertrautes Verhältnis zu der Krankenschwester. Wenn es unter Gangstern so etwas gäbe, würde man sie Freunde nennen. Denn dieses Geschäft basiert auf „elementarer menschlicher Habgier und Vertrauen“, wie es in einem der trocken zynischen Kommentare der Schwester heißt.

Die weiteren Gäste, ein fies eingebildeter Waffenhändler (Brian Tyree Henry) und eine legendäre Killerin (Sofia Boutella) mit geheimer Agenda, haben sich gerade leidenschaftlich miteinander angelegt, als der große Boss (Jeff Goldblum als Wolf King) den letzten Behandlungsraum fordert und gleichzeitig eine alte Bekannte der Krankenschwester schwer verwundet vor der eigentlich geheimen Tür liegt – in Polizeiuniform!

Jodie Foster („Elysium“, „Der Gott des Gemetzels“) überrascht und brilliert mit einer scheinbar einfachen Genre-Rolle, die gut Kult-Status bekommen könnte. (Siehe Uma Thurman als Krankenschwester in „Kill Bill“ – sorry für den Ohrwurm!). Ihre Krankenschwester hat panische Angst vor dem Draußen. Ein Trauma von früher wird diese Mittwochnacht auch ins Haus fallen und der tollen Figur emotionale Tiefe geben. Dave Bautista führt seine vergnüglich massive Rolle aus „Guardians of the Galaxy“ fort.

Ein Retro-Plattenspieler und die offensichtliche Verkabelung wie aus dem letzten Jahrhundert erzeugt einen Art Deco-Look, Songs wie „Helpless“ (von Buffy Sainte-Marie, nicht von Neil Young) und „California Dreamin’“ verstärken das Retro-Gefühl. Die düstere Zukunft zeigt sich in kleinen, fiesen Details: Die Morde der Killerin werden live von ihren Augäpfeln übertragen; ein Laser-Skalpell hat als Waffe einschneidende Wirkung.

Drew Pearce, dem Drehbuchautor von „Iron Man 3“ und „Mission: Impossible – Rogue Nation“, gelingt in seiner ersten Regie-Arbeit ein guter, kleiner und dreckiger SciFi-Thriller, der mit exzellentem Drehbuch und passendem, stilvollem Setting zeigt, dass Können mehr als Geld kann.


Ein FILMtabs.de Artikel