« | Home | »

Liebe bringt alles ins Rollen

Frankreich, Belgien 2018 (Tout le monde debout) Regie: Franck Dubosc mit Franck Dubosc, Alexandra Lamy, Elsa Zylberstein, Gérard Darmon 109 Min. FSK ab 0

Trolleys, Gepäckwagen und selbst ein gehbehinderter Mops. Alles rollt am Flughafen, nur Jocelyn (Franck Dubosc) trägt seine Tasche zum nächsten Betrug. Der nicht ganz 50 Jahre junge Chef einer Sportschuh-Agentur ist notorischer Verführer mit dem Spleen, Frauen in unterschiedlichen Rollen rum zu bekommen. Und nachher sitzen zu lassen. Als er nach dem Tod seiner Mutter in der Wohnung und Rollstuhl sitzt, überrascht ihn deren junge, attraktive Nachbarin und missversteht die Situation. Als Behinderter eine Frau zu verführen, das wäre ein besonderer Kick. Aber auch eine mal echt gewagte Challenge, weiß Jocelyn doch nicht mal, wo der Kaffee in der Wohnung der Mutter ist, geschweige, dass er so ans Regal reichen kann. Das Objekt seiner Begierde entdeckt zwischendurch riesige Inkontinenz-Windeln. Doch die Nachbarin will ihn nur mit ihrer Schwester verkuppeln, die tatsächlich im Rollstuhl sitzt. Die erfolgreiche Tennisspielerin und erste Geigerin Florence (Alexandra Lamy) betört den Schwerenöter mit verblüffender Freundlichkeit und unverkrampftem Charme. So macht er mehr schlecht als recht weiter mit seiner Farce im Rollstuhl. Und eine richtig nette Liebesgeschichte kommt ins Rollen – sorry! Sie macht es sich zwar manchmal zu einfach, spätestens in seiner Wohnung muss Florence erkennen, dass er mit dem Rollstuhl-Fahren keine Erfahrung hat. Aber überzeugend ist dies allemal.

Das ist ein wenig Slapstick, wenn Jocelyn den Rollstuhl selbstverständlich nicht in den Kofferraum des Porsche reinkriegt, zeigt aber vor allem wirklich sehr komische Situationen. Und tritt im Gegensatz zu vielen aktuellen französischen Komödien nicht dauernd in Fettnäpfen. Ist ja auch schwer mit einem Rollstuhl, würde Jocelyn auch nur am Anfang sagen. Lachen darf man vor allem über den eitlen Senior mit Jugendwahn und Casanova-Komplex, bei dem selbst der Porsche mit Ferrari-Rot lügt. Denn ausgerechnet der Schuhspezialist übersieht, dass er mit abgenutzten Tretern im Rollstuhl sitzt.

„Liebe bringt alles ins Rollen“ und sie rollt sehr gut, diese Liebes-Komödie. Franck Dubosc war als Schauspieler unter anderem bei „Asterix bei den Olympischen Spielen“ zu sehen. Nun schrieb er das Drehbuch zum Film, führte Regie und übernahm die Hauptrolle des scheinbar unverbesserlichen Lebemanns Jocelyn. Dabei gewinnt die Figur mit ihrem heimlichen Sentiment für italienische Schlager und einem natürlichen Charme. Unfreiwillig gute Scherze wie die Bemerkung zu einer Busreise, er könne niemals 15 Stunden am Stück sitzen, landen auf den Punkt. Letztlich steht der große Verführer mächtig auf dem Schlauch und weiß erstmals nicht weiter. Eine wunderbar schwerelose Liebesszene und auch alles andere ist gekonnt inszeniert. Toll auch Jocelyns verliebte Sekretärin und der befreundete Arzt, die klasse Szenen mit ihm bekommen. Schauspiel-Legende Claude Brasseur hat noch mal einen schönen Moment als Vater von Jocelyn.


Ein FILMtabs.de Artikel