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Meine teuflisch gute Freundin

BRD 2018 Regie: Marco Petry, mit Emma Bading, Janina Fautz, Ludwig Simon, Samuel Finzi, Oliver Korittke 100 Min. FSK ab 6

Marco Petry ist ein teuflisch guter Regisseur, der in der Schule hängengeblieben ist: 18 Jahre ist es jetzt her, seit der 1975 in Würselen Geborene auf die Schule kam, also mit „Schule“ ins Kino kam und dann von der Schiene nicht mehr runter. „Meine teuflisch gute Freundin“ macht dabei klar, wohin solche Teufels-Pakte führen … hier für die eiskalte Tochter Satans von der Schulbank ins liebliche Happy End.

Im Zentrum des Bösen, einem Hochhaus in Frankfurt, kocht es: Lilith Schwarz (Emma Bading) hat die Schnauze voll von der Schule in der Hölle. Ja, auch für sie ist Schule die Hölle, aber für die Tochter des Teufels (Samuel Finzi) ist die Schule tatsächlich IN DER Hölle! Lilith kann verführen, lügen, betrügen, tricksen … alles was eine junge Teufelin braucht, um die Welt in größeres Chaos zu stürzen. Doch ihr strenger Vater denkt, dass seine Tochter zu jung für die Außendienst-Arbeit des Teufels ist. Denn Lilith will raus in die richtige Welt und zeigen, was sie kann. Es kommt zu einem teuflischen Pakt: Der Teenie mit den feuerroten Haaren und den geflochtenen Hörnchen auf dem Kopf soll innerhalb einer Woche einen guten Menschen zum Bösen verführen. Scheitert Lilith, muss sie im Aktenkeller arbeiten, das ist die Hölle!

Der Teufel hätte allerdings nicht seinen üblen Ruf, wenn es nicht auch bei dieser Wette mit der Tochter einen Pferdefuß gäbe: Lilith landet, statt wie erwartet in Manhattan, in einer Provinz voller lauter Gutmenschen, langweilige, nervig naive, überliebliche Ökos. Und die Zielperson, Gretchen beziehungsweise ähnlich altertümlich: Greta (Janina Fautz), ist der Höhepunkt der schreienden Harmlosigkeit. Kein Alkohol, keine Drogen und singt im Chor der Landei-Idylle. Doch Lilith sorgt schlagfertig für Stimmung, macht dem Schul-Bully Feuer auf dem Kopf und plant, Gretas Herz brechen zu lassen. Bis sich die eiskalte Mephistofeline in den überaus lässigen Schul-Verweigerer Samuel (Ludwig Simon) verliebt…

Da ist dann klar – eine richtig böse Komödie wird „Meine teuflisch gute Freundin“ nicht mehr. Im Thema vertraut, aber in Stil und Stimmung ganz anders ist dieses „Fack ju Göhte“ brav und harmlos, nicht so grell, aber gut inszeniert. Es fäustelt durchgehend ein wenig, doch wenn das Konzept „Mephistos Tochter geht zur Schule, um Gretchen zu verführen“ erst einmal an Norddeutschlands beschaulicher Küste gelandet ist, geht das Schulfilmchen routiniert seinen Weg.

Emma Bading („Die Kleinen und die Bösen“, Lucky Loser – Ein Sommer in der Bredouille“) spielt die Lilith glaubhaft fies, allerdings ist sie nur ein fader Abguss ihrer göttlich lüsternen Namensgeberin. Janina Fautz spielt die unauffällige und zu nette Greta so überzeugend, dass man sie nicht unbedingt wiedersehen will. Allen wurde jedoch der Hinweis ins Klassenbuch geschrieben, dass man bei Marco Petrys Schulstunden gut für die Karriere lernen kann: Axel Stein bleibt ihm seit der gemeinsamen „Schule“ treu, allerdings tritt er hier als sympathischer Lehrer wesentlich braver und zurückhaltender auf als in seinen bekanntesten Rollen. Matthias Schweighöfer ging 2003 in Petrys „Die Klasse von ’99“. Jasmin Schwiers hatte 2008 die Hauptrolle einer Musik-Produzentin in „Machen wir’s auf Finnisch“, einem der wenigen Erwachsenen-Filme in den bisherigen sieben Kino-Besuchen Petrys. Die richtig gute und richtig ernsthafte Tragikomödie „Heiter bis wolkig“ mit Elyas M’Barek und Jessica Schwarz in der Rolle einer Krebskranken, fand bislang keinen Nachfolger.

Zwar droht der handwerklich exzellente Regisseur und Drehbuch-Autor zum Sitzenbleiber der deutschen Schule zu werden, er zeigt aber auch bei „Meine teuflisch gute Freundin“ dadurch fundierte Kenntnis von Jugendkultur und Sprache. Und wenn die Produktion einen netten Jugendfilm für die ganze Familie und das Sonntags-Fernsehprogramm wollte, ist diese Vorgabe exzellent gemeistert worden.


Ein FILMtabs.de Artikel