« | Home | »

Meine Tochter – Figlia Mia

Italien, BRD, Schweiz 2018 Regie: Laura Bispuri mit Valeria Golino, Alba Rohrwacher, Sara Casu, Udo Kier 100 Min.

Dass Kinder sich mal andere Eltern wünschen, ist wohl gängige Lebensphase. Dass eine ganz andere Frau mit großer Anziehungskraft sich tatsächlich als leibliche Mutter herausstellt, hingegen bemerkenswerte Geschichte: Die neunjährige Vittoria (Sara Casu) trifft in ihrem kargen, sardinischen Dorf immer wieder auf die wilde und schrille Angelica (Alba Rohrwacher). Nur wir sehen, dass sich Vittorias Mutter Tina (Valeria Golino) zwischen Arbeit und Haushalt auch noch um die chaotische Angelica kümmert, deren abgelegener Hof mit den vielen Tieren gepfändet werden soll. Es wird nicht viel erklärt, klar ist aber bald, wer eigentlich Vittorias Mutter ist. Vittoria stiehlt sich immer öfter fort zur leiblichen Mutter, ist aber völlig überfordert vom Zwiespalt. Die Hintergründe sorgen nicht als Rätsel für Spannung, es sind die Beziehungen und Gefühle der Beteiligten, mit denen die Regisseurin Laura Bispuri packt.

„Figlia mia“ arbeitet ähnlich existenziell mit einem Kratzen und Zerren an uralt hergebrachten Rollen wie Bispuris sensationeller Vorgänger „Sworn Virgin“ über eine albanische Frau (auch Rohrwacher), die nach traditionellem Ritus als Jungfrau eine Art Transgender werden darf. Und wieder spürt man in „Figlia mia“ den Staub, riecht den Schweiß der körperlich und hart arbeitenden Menschen. Alte Verletzungen und die Suche nach einer neuen Rolle stehen auf dem emotionalen Arbeitsplan der drei weiblichen Figuren. Wobei Angelica nicht nur in ihrer Unfähigkeit zu überleben einfältig ist, die durchgeknallte Figur mit zu vielem billigen Sex wurde auch zu einfach konstruiert. Was diese ungewöhnlich intensive Schauspielerin Rohrwacher jedoch auffängt – sie könnte wahrscheinlich auch ein rosa Einhorn glaubhaft darstellen.


Ein FILMtabs.de Artikel