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The Happy Prince

BRD, Belgien, Großbritannien, Italien 2018 Regie: Rupert Everett, mit Rupert Everett, Colin Morgan, Colin Firth, Emily Watson, 106 Min., FSK ab 12

Der unglückliche glückliche Prinz stand golden auf den Dächern und blickte herab auf die Menschen und sein Herz brach entzwei. Oscar Wildes Kurzgeschichte »The Happy Prince« – die sich wie ein roter Faden durch Rupert Everetts Biopic zieht – erschien bereits 1888, noch bevor sein Erfolg einsetzte. Und doch beschreibt sie vortrefflich die Melancholie jener Jahre vor seinem frühen Tod. Der Schriftsteller dessen Witz und Intellekt sich in einem außergewöhnlichen Lebenswerk widerspiegeln, ist ein gebrochener Mann, als er 1897 aus dem Zuchthaus entlassen wurde. Die schwere Arbeit hatte tiefe Spuren hinterlassen. Zwei Jahre saß er wegen seiner Affären mit Männern ein. Jene, die ihm einst auf der Bühne zujubelten, bespuckten ihn nun. Es blieb ihm kein Ausweg als die Reise ins Exil. In Frankreich traf er verarmt und müde auf alte Freunde, die ihn auffingen. Er trifft aber auch auf Bosie, die tragische Liebe seines Lebens, und entflieht mit ihm zeitweise nach Neapel. Doch seine angegriffene Gesundheit erholte sich nicht mehr. Wenig ist bekannt vom unrühmlichen Niedergang des heutzutage verehrten Feingeists. Schauspieler Rupert Everett (»Die Hochzeit meines besten Freundes«) legte den Fokus bewusst auf diese weitgehend unbekannten Jahre. Er schlüpfte nicht nur überzeugend in die Rolle des gealterten Schriftstellers, sondern übernahm auch gleich Regie und Drehbuch, in dem er Wilde ein Denkmal setzt und uns immer wieder daran erinnert, welch Genie in ihm schlummerte. Mit Charakterdarstellern wie Colin Firth und Emily Watson in den Nebenrollen ist »The Happy Prince« ein exquisit besetztes und tief erschütterndes Porträt eines literarischen Talents, dem die Kraft zum Schreiben entzogen wurde. Ein kraftvolles Plädoyer für die Rechte Homosexueller, für die Wilde als Märtyrer seinen Preis zahlen musste.


Ein FILMtabs.de Artikel