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Luis und die Aliens

BRD, Luxemburg, Dänemark 2017 Regie: Wolfgang Lauenstein, Christoph Lauenstein, Sean McCormack 85 Min. FSK ab 0

Vor mehr als einem Viertel Jahrhundert, Anno 1990, erhielten die Brüder Wolfgang und Christoph Lauenstein einen Oscar für den Besten kurzen Animationsfilm des Jahres. Ihr „Balance“ war eine wunderbare, kunstvolle Parabel um den eigennützig beschränkten Menschen, mit fein gestalteten Figuren, die sich gegenseitig von einer im Nichts kippelnden Plattform schmissen. Nun ist erfreulich, dass die Lauensteins „schon“ bei einer großen Kinderfilm-Animation Regie führen dürfen. Geradezu schrecklich ist, dass bei „Luis und die Aliens“ nichts mehr von ihrer Fantasie oder den feinen Zeichnung übrig geblieben ist.

Der 12-jährige Luis lebt zusammen mit seinem allein erziehenden Vater, einen Sternenkucker, bei dessen Alien-Spleen sich der Sohn tatsächlich sehr allein fühlt. Zudem will der Schuldirektor in ziemlich überspannter Manier dem chaotischen Vater das Sorgerecht entziehen. Luis, der schon den Haushalt schmeißt, muss sich nun auch darum kümmern. Und um drei Aliens von einem intergalaktischen Kreuzfahrt-Schiff, die ausgerechnet von Teleshopping angelockt, auf der Erde Station machen. Auch hier ist Luis’ Vater, der von einem früheren Alien-Besuch traumatisiert ist, keine Hilfe. Der Junge muss die harmlosen Außerirdischen sogar vor seinem Vater schützen.

Die bekannte Situation von Kindern, die nur bei einem Elternteil aufwachsen, soll hier nach einem komisch abenteuerlichen Chaos zu einem Alles-ist-gut-Ende geführt werden. Gut ist der Zeichentrick für Kinder aber in keinster Weise. Ein paar Figuren wurden psychologisch und handwerklich halbwegs gut gezeichnet, der Rest sieht aus wie die drei Aliens, die sich für die attraktivsten Lebewesen des Universums halten: Bunt und blubberig. Wie ein Pudding geriet auch die europäische Misch-Produktion – ein zu glattes Produkt für den internationalen Markt, das sich nirgendwo im richtigen Leben verorten lässt. Das macht zwischendurch Spaß, wenn endlich die Kornkreise erklärt werden oder die Aliens mehr schlecht als recht Körperformen von Erdlingen übernehmen, ist aber verglichen mit der Ästhetik von Lauensteins „Balance“ nur noch ein Trauerspiel.


Ein FILMtabs.de Artikel